Bergwerksgarten - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
Direkt zum Seiteninhalt
Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
die Kirschen aus dem Bergwerksgarten schmecken immer besser

Viele der Leitenden in der Maxhütte und in den Gruben hatten bis zum Ende des Bergbaus einen Garten, der von Beschäftigten des Betriebes gepflegt wurde. Einer davon gehörte in den dreißiger Jahren dem  damaligen Betriebsleiter Hamacher von der Grube Caroline.
Das Grundstück lag westlich vom Judenfriedhof und war mit einem ca. 2 m hohen Bretterzaun umgeben. Damit nichts gestohlen werden konnte war das Eingangstor mit einem Vorhängeschloss gesichert. Denn damals konnte man Obst und Gemüse noch nicht in Supermarkt kaufen und außerdem hatten die Leute kein Geld.
So lag der Garten, gut gepflegt von den Männern, die über Tage eingesetzt waren, vielleicht sogar von einem eigenen Gärtner. Dünger kam von den Bergleuten, die in der Grube arbeiteten und eine kleine Landwirtschaft hatten. Sie brachten dem „Herrn Direktor“ gerne ein Fuder Mist, weil der sich dann immer auf seine Weise revanchierte, mit einer Ladung Sägespäne, ein paar Brettern oder Kanthölzern von der Grubensäge.
Dank der guten Pflege wuchsen in dem Gärtlein stattliche Früchte, von den damals noch exotischen Erdbeeren bis zu Himbeeren und Johannisbeeren. Das wussten aber nur Eingeweihte, denn außer den Gärtnern durfte niemand hinter den Bretterzaun.
Über das Grundstück führte die Seilbahn von den Gruben Fromm und Etzmannsberg.  Sie transportierte das Erz zur Maxhütte nach Rosenberg. Etwa hundert Meter vor dem Judenfriedhof stieg das Gelände zum „Hammachergarten“ hin etwas an, so dass das Zugseil der Bahn nun nur noch knapp 3 Meter über dem Boden hing. Es führte in dieser Höhe direkt über den eingefriedeten Bereich hinweg und stieg danach wieder zum nächsten Masten an.
Den Feuerhofer Buben war der Garten nicht entgangen. Denn das Bruchfeld, bis hinunter zum Judenfriedhof, war ihr täglicher Abenteuerspielplatz. Die Neugierde, was hinter dem Zaun war, trieb sie um.
Ein paar findige aus der Bande, darunter der Hausner Manfred und seine Brüder, hatten bald einen Plan ausgeheckt, ohne Anstrengung in den Garten zu kommen.  Mit Hilfe eines umgedrehten, kräftigen, langen Stockes dessen Astgabel sie über das Seil hängten, ließen sie sich mit angezogenen Beinen über die Umzäunung tragen. Dort sprangen sie ab und waren von außen nicht mehr sichtbar. Völlig ungestört konnten sie sich über die sommerlichen Genüsse auf den Beeten hermachen. Einer peilte durch die Ritzen im Zaun die Lage, die anderen bedienten sich.
Der Rückweg über den Zaun war einfacher, weil man innen an den Latten hochklettern und auf der anderen Seite abspringen konnte. Vom Bergwerk aus war die Westseite nicht einsehbar und nach dem Absprung war man in Sicherheit. Ob einer von den Gärtnern etwas gemerkt hatte, weiß man nicht – von den Buben wurde jedenfalls nie einer erwischt.

Idylle im Steigergarten. Die Stärke des Lattenzauns zeigt, dass er nur von Bergleuten gebaut worden sein konnte. Absolut stabil.
Quelle: ObSt. Ritter


© Helmut Heinl
Zurück zum Seiteninhalt