Da Groum Boda - KulturAS "Wir sind eins: Aus der Region - für die Region"

2024/2025
Gemeinschaft von netten, unternehmungslustigen, kulturbewussten und reiselustigen Menschen
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Da Groum Boda

Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
Da Groum Boda

Da die Bergleute oft vor ihrer Arbeit in der Grube andere Berufsausbildungen hatten, gab es vereinzelt auch Friseure unter ihnen. Die Kumpel in der Samstags-Nachtschicht nützten das oft dazu, um sich die Haare schneiden zu lassen. Wenn die Gruppe ihr Soll an Erz erfüllt hatte, konnte sie es langsamer angehen lassen. Denn am Sonntagmorgen kam kein Steiger mehr.

Die Behandlung ging so: Der „Kunde“ setzte sich zum Haarschnitt auf die Werkzeugkiste in der Brotzeitbude. Die anderen Kameraden hatten ihre Lampen um den Sitz herum aufgehängt, damit der „Boda“ mehr Licht hatte. Sie saßen oder standen herum und gaben ihre Kommentare ab, während der „Bodawaschl“ die Haare schnitt. Natürlich kostete der Haarschnitt nichts, das kam den Kameraden sehr entgegen.

Ein Kunde in dieser Nachtschicht war der Sepp-Sepp – er hieß so, weil er stotterte. Außerdem war er auch sonst nicht „recht hell auf der Platte“. Deshalb hatte man ihn für einen der zwar harmlosen, aber dennoch folgenreichen Streiche auserkoren. Der Kandidat musste sich auf die Kiste setzen, bekam ein Handtuch in den Nacken gestopft, damit die Haare nicht in das Hemd fielen und dann begann der Haarschnitt. Der „Friseur“ nahm die Maschine, machte einen Längsschnitt von der Stirn bis zum Nacken und einen Querschnitt von einem Ohr zum anderen. Dann stoppte er plötzlich, schüttelte und klopfte die Maschine, um dem so Verunstalteten dann mit bedauerlicher Miene mitzuteilen „aitz is´d Maschin hi“. Die Schneidemaschine wurde herumgereicht  und jeder war überzeugt, das Ding ließe sich auch nicht mehr auf die Schnelle reparieren.

Da sich die Aktion in einer Samstag-Nacht abspielte, hatte der Sepp-Sepp auch keine Möglichkeit mehr zu einem anderen Friseur zu gehen. So musste er mit diesem furchtbaren Haarschnitt nicht nur nach Hause zu seiner Frau, sondern sollte am Sonntag auch noch mit ihr in die Kirche gehen. Ob er das getan hat ist nicht bekannt. Jedenfalls musste er bis zum Dienstag derart verschandelt herumlaufen, denn am Montag hatten die Friseure bekanntlich Ruhetag. Als er am Montag wieder in der Grube anfuhr, hatte sich der Streich bereits herumgesprochen und der Sepp-Sepp wurde überall nach seinen Haaren gefragt, obwohl er seinen Hut nirgends abnahm.

Wie er später selbst erzählte, muss ihm seine Frau eine ordentliche Szene gemacht und ihm außerdem strikt verboten haben, sich jemals wieder die Haare von „diesen Deppen in der Grube“ schneiden zu lassen.

Die Geschichte stammt von Feuerhofer Bergleuten der ersten Generation und spielte sich noch vor dem zweiten Weltkrieg ab.


© Helmut Heinl 4/2020

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