Der Schurz und sein Frosch von Helmut Heinl - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
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Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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"Leben in der Bergmannssiedlung"
Das Froschöl
von Helmut Heinl
 
Bis etwa 1920 fuhren die Bergleute in den Sulzbacher Gruben mit Öllampen als Geleucht ein. Man kann sich heute nur mehr sehr schwer vorstellen, wie dunkel es damals vor Ort gewesen sein mag, mit diesen Funzeln. Die Lampen wurden wegen ihrer charakteristischen Form „Frosch“ genannt; heute sind sie begehrte Sammlerobjekte und schon vor 30 Jahren, als man sie noch manchmal in den Uraltungen fand, waren sie  etwas wert. Uraltungen, das sind Reste des Bergbaus aus früheren Gruben, denn im Sulzbacher Land gibt es den Erzbergbau seit mehr als 2000 Jahren.

Der „Frosch“ wurde mit Lampenöl gefüllt. Da die Ölfüllung dieses Geleuchts für die damals noch zehnstündige Schicht nicht ausreichte, nahmen die Bergleute ihr Lampenöl in einer Flasche mit unter Tage. Es  wurde von der Grube gestellt und aus großen Fässern über Tage, die meist in einem überdachten Verschlag standen, abgefüllt.

Dem alten „Schurz“, der lange Jahre als Kapo auf der Grube Fromm arbeitete, war das Öl nicht gut genug. Er glaubte, er müsse es durch einen besonderen Zusatz verbessern. Was das war verriet er nicht.

Bei jeder Gelegenheit kehrte er sein helles Licht hervor: „Na, wos sagt's zu mein Laichtl, is des nix?". Das verdross natürlich seine Kameraden, die mit ihm zusammen arbeiteten. Sie schmiedeten einen Plan, um dem „Schurz“ seine Angeberei auszutreiben.
Der Alte stellte seine Öl Flasche immer auf einen Firstbalken, um bei Bedarf nachfüllen zu können. Das wussten auch die anderen, wie der "Weiherblasch“ oder der „Korkenzaicher“, die mit ihm vor Ort zusammen das Erz gruben. Zwei Wochen lang füllten sie das besondere Öl des Schurz in ihre Flaschen und Lampen um, während der Frosch des anderen mit dem gewöhnlichen Öl brannte. Und zwei Wochen lang schwärmte dieser weiter von seinem „Laichtl“, obwohl man selbst bei wohlwollender Betrachtung, keinen Unterschied merken konnte. Keiner sagte etwas. Nur der Steiger, der eingeweiht war, meinte ab und zu, irgendwie habe der „Schurz“ doch ein schöneres Licht, wozu dieser nur stolz nickte.

Nach knapp drei Wochen, am Samstag „auf der Nachtschicht“ war es dann so weit. Der „Weiherblasch“ leerte die Flasche wieder in seine Lampe und füllte sie mit Wasser. Kurz vor Schichtende füllte der „Schurz“ seinen Frosch wieder auf. Bei der trüben Beleuchtung merkte er nichts. Ein paar Minuten darauf, vor Ort, ging seine Lampe aus. Er konnte sich nicht genug wundern, was mit seiner Lampe los sei. Er schüttelte, zündete an – nichts brannte.

Erst als er den Finger in die Füllöffnung steckte, um den Ölstand zu prüfen, merkte er was los war. „Verdammt, dei Sauhund hom ma Wassa eigfüllt“ fluchte er. Worauf einer der Herumstehenden trocken meinte: „Na ja, mia hom uns halt denkt, nachdem dei Lampm aitz schou drei Wocha mit'n normaln Öl asu hell brennt, kannt's vielleicht a mit Wassa brenna. Unsa Lampm brenna nämlich a niat heller, obwohl ma aitz schou drei Wocha dei Öl nehma. Vielleicht liegt's an deina Lampm, weil's so hell brennt".

Der alte „Schurz“ hat ein paar hässliche Dinge gesagt und sich bis Schichtende in den Brotzeitverschlag gehockt - weil sein Geleucht nicht mehr brannte. Am Montag, beim Einfahren, hat er seine Flasche wieder mit dem gewöhnlichen Öl gefüllt; „weil ma dei Deppm sunst mei gouts Öl wieda vabrenna“, hat er gemurmelt. Und wenn ihn wieder einer gefragt hat, warum er plötzlich so ein trübes Licht habe, hat er ihn gleich „auf die Kirchweih geladen“; so umschreibt man bei uns den Götz von Berlichingen.


© Helmut Heinl
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