Grube Caroline mit Klenzeschacht - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
von Helmut Heinl
Grube Caroline mit Klenzeschacht

Schon vor über zweitausend Jahren wurde im ostbayerischen Raum Eisen erschmolzen, sehr wahrscheinlich auch im Sulzbacher Gebiet. Das Erz lag bei uns  - in unterschiedlichen Tiefen - an der Westseite des Höhenzuges vom Eichelberg bei Rosenberg, über den Annaberg bis zum Großenfalzer Berg. Unterhalb des Etzmannsberges, südwestlich des uralten Gehöfts Feuerhof  (erstmals erwähnt im „Böhmischen Salbüchlein  Kaiser Karls des IV. von 1366/68; S. 102) wurde bereits im Mittelalter Erz in großen Mengen abgebaut. Ein Relikt dieser Zeit war die sog. Erzhülle, ein abflussloser Trichter, der durch den darunter liegenden Erzabbau eingebrochen war und sich mit Wasser füllte.

Am 1.8.1859 kaufte die Maxhütte das Erzrevier Sulzbach (Mutungsgebiete und vorhandene Gruben von der südlichen Ortsgrenze Rosenberg bis nach Großenfalz.) Die vorhandenen Schächte, insbesondere Etzmannsberg wurden ausgebaut und in der Folge weitere Schächte abgeteuft. Das Erz wurde ab etwa 1864 mit Fuhrwerken zur neu gebauten Maxhütte nach Rosenberg transportiert.

1863 wurde das Grubenfeld Caroline aufgeschlossen. 1873 wurde ein zweiter Schacht abgeteuft,  der aber erst 1886 in Betrieb genommen wurde. (1863; Abteufen des zweiten Schachtes der Grube Caroline; erst 1886 in Betrieb genommen (Festschrift 75 Jahre MH )Bereits seit 1883 wurden die Erze der Grube Etzmannsberg und ab 1889 der Grube Caroline nicht mehr mit Fuhrwerken sondern mit einer Seilbahn auf Holzmasten zum Hochofen nach Rosenberg transportiert.

Mit dem Abteufen des Klenzeschachtes in das Liegende (125 m), das ist der unterhalb des Erzes gelegene Kalkstein, nahm die Maxhütte 1910 ihr bis dahin anspruchsvollstes Bergbauprojekt in Angriff. Im Jahr 1912 nach dem Abteufen des neuen Schachtes und der Fertigstellung einer untertägigen Streckenverbindung zum alten Schacht wurde dieser stillgelegt und verfüllt. Der neue Schacht hatte folgende Maße:

Schachtteufe:                     128 m
Fördersohle bei                  125 m Tiefe angesetzt
Ausbruchsquerschnitt:         4 m Ø
Lichter Querschnitt:             3 m Ø
Ausbauart:                         Ziegelmauerung 0,5 m stark

Damit werden erstmals 3 Gruben der Erzfelder Caroline, Etzmannsberg und Fromm durch eine durchgehende Hauptförderstrecke auf der 125-Meter-Sohle verbunden. Nach der Fertigstellung und Aufnahme der Förderung im Jahr 1912 fuhren in diesen Zentralschacht täglich 1000 Bergleute ein. Zum Schichtbeginn kamen sie in kleinen Gruppen aus der Stadt, wenn es schon dunkel war, meistens mit angezündeter Karbidlampe.
Der Schacht war nach dem langjährigen Aufsichtsrat Max von Klenze benannt. Interessant ist, dass sich der Pförtner der Einfahrt zum Grubengelände nicht mit „Klenzeschacht o.ä.“ meldete, sondern mit „Grube Sulzbach“. (Es war bis lange nach dem Krieg das einzige Telefon auf dem Feuerhof, außer beim Bartl. Wenn jemand einen Arzt oder die Hebamme brauchte, lief man zum Pförtner der Grube Caroline und bat ihn anzurufen.)

1924 wurde die 144 m –Sohle aufgeschlossen. Die Förderung erreichte bis zu 2000 Tonnen pro Tag und wurde über eine Tag und Nacht laufende Seilbahn auf Eisenmasten mitten durch den Ort Rosenberg zu den Hochöfen transportiert.

Damit war die Grube Caroline über viele Jahrzehnte die Hauptfördergrube des Sulzbacher Bergbaus. Der ganze Höhenzug vom Gasthaus Bartl bis nach Etzmannshof war Bruchgebiet. Das  war mit Seilen und Warnschildern abgesperrt und durfte nicht betreten werden. Die bis zu 10 m tiefen Klüfte stellten für Unkundige eine erhebliche Gefahrenquelle dar. Das Bergsenkungsgebiet reichte im Osten bis zur Edelsfelder Straße. Dort sind noch heute die meisten Häuser mit dicken Winkeleisen und bis zu 4 cm starken Eisenstäben  über Eck verspannt.

Die 1936 errichtete Siedlung Feuerhof ist dem Bergbau und auch dem Klenzeschacht zu verdanken. Sie wurde für Bergarbeiter errichtet, die in den Schächten, Fromm, Etzmannsberg und vor allem Klenze arbeiteten und damit ganz kurze Wege zum Arbeitsplatz hatten.

Mit der Fertigstellung des Annaschachtes unterhalb des Annaberges 1958 und der untertägigen Verbindungsstrecke zum Klenzeschacht wurde die Grube 1962 geschlossen. Jetzt konnte der um den Schacht herum vorhandene abgebaut werden. Das war auch das Ende des Schachtes. Er wurde durch die starken Veränderungen durch den Ausbau zerstört und stürzte in sich zusammen. Es dauerte fast 20 Jahre bis die großflächigen Senkungsschäden so weit abgeklungen waren, dass das Gelände wieder betreten werden durfte. Jetzt ist die Fläche eingeebnet und der städt. Bauhof hat dort Lagerflächen angelegt. Vom einstigen Bergwerk ist nichts mehr zu erkennen.

Am Etzmannsberg, der heute Landschaftsschutzgebiet ist, kann auch der Laie noch erkennen, wie der Bergbau im Klenzeschacht die Landschaft verändert hat. Klüfte und Abbrüche sind noch erkennbar, auch wenn sich die Natur ihr Terrain wieder zurückerobert.

1) Richtig hieß der Schacht Caroline, denn Namensgeberin war: Caroline, Friederike, Wilhelmine; Bayerische Königin *1776 + 1841. (Festschrift 75 Jahre Maxhütte).
© 27.10.2019. Helmut Heinl
Feuerhof
Grube Caroline
Uraufnahme (1808-1864) Daten: Bayerische Vermessungsverwaltung
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