Die Maxhütte und das Gold aus der Erde - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Bergbau in Sulzbach-Rosenberg 

Klenzeschacht
Die Maxhütte und das Gold aus der Erde

Rohstoffe und deren Gewinnung stellen unverzichtbare Bestandteile des Lebens von Menschen dar. Sie sind in der Tat, gemäß dem neuen Modewort: absolut systemrelevant. Egal ob früher die Rohstoffe für die ersten Werkzeuge der Menschheit benutzt wurden oder heute Sand, Kies und Steine zum Häuser-, Straßen- sowie Gleisschienenbau, Feldspat und Kaolin für die Herstellung von Farben und / oder Porzellan benutzt werden oder eben Erze für die Stahlherstellung und Bauxit für Aluminiumprodukte – von Energie-Rohstoffen mal ganz abgesehen. Und wer nun meint, dass zum Hausbau das Holz eh die bessere, weil ökologischere Alternative sei, der sollte sich den Kahlschlag der letzten europäischen Urwälder in Polen oder Rumänien oder gar die überaus großflächigen Rodungen der - global betrachtet - so wichtigen ökologischen Wälder im südamerikanischen Amazonas näher anschauen.

Seit Produktionsbeginn der Eisenwerk-Gesellschaft Maximilians-Hütte (kurz: Maxhütte) in Burglengenfeld am 10. Januar 1853 drehte sich eigentlich alles um die Rohstoffe und deren Gewinnung. Mögen Arbeiter und Angestellten noch so fleißig sein, Ingenieure und Geschäftsleitung noch so kreativ und innovativ sowie tolle hochmoderne Techniken einsetzen, ohne ausreichende und vor allem gute Rohstoffe lässt sich eine Stahlproduktion nunmal nicht realisieren. Auch das endgültige Ende der Maxhütte am 24. September 2002 hing wesentlich mit der Verfügbarkeit und Beschaffung der Rohstoffe zusammen; dazu später mehr.

Ein wesentlicher Grund für den Standort in Burglengenfeld/Haidhof stellte die Verfügbarkeit des umliegenden Rohstoffes Lignit dar, eine ″bräunliche Masse″ mit roter Kohle in Braunkohle eingelagert.


Lignit Quelle: Wikipedia – Autor / Fotograf „Elbwestfale“

Der Maxhütte-Mitbegründer und -Eigner, der damalige belgische Konsul in München, Télémaque Fortuné Michiels, entdeckte diesen Rohstoff zusammen mit seinem Partner, dem belgischen Eisenbahnbauer Henry Goffard im Umfeld des dortigen Oberpfälzer Landstriches (Sauforst). Neben Erz mit seinem mehr oder minder hohen Eisengehalt, stellt die Verfügbarkeit von Kohle eins der zentralen Rohstoffgrundlagen bei der Erzeugung von Stahl dar, denn der Kohle(nstoff) wird für die chemische Reaktionen zu Stahl essentiell benötigt. Das Eisenerz wurde zunächst wesentlich aus den Ambergern Staatsgruben zugekauft. Da die zugesagten Lieferungen, trotz bestehender Verträge, eher unregelmäßig ankamen, entschloss sich der damalige Direktor Ernst Fromm Senior zum Kauf von Ländereien, wo ausreichende Eisenerze vorhanden sind. Ab Mai 1856 bestanden Miteigentum und Abbaurechte an die Erzgebiete südlich von Amberg (St. Agnes bei Haselmühl sowie drei Gruben nahe Krumbach). Das war dann der Startbeginn des Bergbaus in und rund um Sulzbach-Rosenberg, Auerbach (seit 1875) sowie auch in Thüringen (ab 1869).

Selbst in bzw. bei Regensburg ließ sich die Maxhütte in 1856 „am Hinteren Keilberg“ diverse Grubenfelder übertragen sowie Abbaugebiete auch entlang des Flözes in Grünthal sichern. Mit anderen Beteiligten konkurrierte die Maxhütte 82 Jahre später (1938) um die Erzfelder am Keilberg II und in Grünthal. Trotz Ansprüche der Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten „Hermann Göring“ konnte sich der damalige Eigner der Maxhütte, Friedrich Flick, durchsetzen, so dass diese neuen Erzlagerstätten für spätere Zeiten der Maxhütte zugesichert wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden in 1951 erneut aussichtsreiche Bohrungen in diesen Regensburger Gebieten vorgenommen. Diese guten Erzvorkommen wurden jedoch als Reserve für Rohstoffkrisenzeiten betrachtet, da sie zur damaligen Zeit wirtschaftlich nur bedingt verwertbar waren. Nach jahrelangen Diskussionen mit der Regierung der Oberpfalz, der Zunahme von billigen Erzimporten  sowie die fortschreitende Bebauung in und rund um den Keilberg gab die Maxhütte diese Erzreserven schlussendlich auf.

Mäßige Rohstoffqualitäten

Die Maxhütterer hatten seit Beginn an mit der eher mäßigen Qualität der Rohstoffe zu kämpfen. Die Lignit(kohle), im Sauforster Tagebau gewonnen, war vom Kohlegehalt nicht sehr üppig und viel zu feucht (Wassergehalt um 40 %). Das führte dazu, dass in Burglengenfeld/Haidhof hunderte Trockenöfen zur Kohleentfeuchtung extra aufgestellt wurden, was die Stahlherstellung viel teurer als geplant machte. Statt, wie ursprünglich konzipiert, Ende 1851 / Anfang 1852 begann die Stahlproduktion der Maxhütte in Haidhof daher erst Anfang 1853.

1856 kaufte der Königliche Kammerherr Graf von Poninsky verschiedene Erzfelder bei Sulzbach und lieferte das Erz überwiegend an die Maxhütte. Anfang 1859 erwarb dann die Maxhütte vom Grafen den gesamten Grubenbesitz für 170.000 Gulden. Dies war damals sehr viel Geld und war von der Maxhütte nur unter Schwierigkeiten aufzubringen. Mit dem Kauf vom damaligen Erzlieferanten Graf von Poninsky wurde praktisch der Grundstein für die Entwicklung der Maxhütte in Rosenberg gelegt. Gekauft wurden die Erzfelder westlich von Sulzbach Etzmannsberg, Karoline, St. Anna, St. Georg, Delphin und Pelikan (gekauft um 1863/64) sowie Eichelberg im Osten. Allein die Erze von Etzmannsberg sollten bei einem Abbau von rund 5.000 Tonnen pro Jahr für 10 bis 12 Jahre reichen, so die damalige Analyse. Das Feld Delphin (Großenfalz) wurde 1895 mit einem Schacht erschlossen und gleichzeitig in Erzfeld Fromm mit dem Fromm-Schacht umbenannt. Die Förderung lief dort bis 1943.

   
Stolleneingang sowie Erze von Großenfalz (als Präsentationsmodelle)
Autor / Fotograf rpr

Die Erze aus den Gruben Eichelberg, Etzmannsberg, Delphin, Karoline, Fromm, St. Anna, St. Georg sowie die aus Auerbach und Amberg waren nicht ganz optimal, da sehr phosphor- und schwefelhaltig. Die geförderten Brauneisenerze (auch Limonit genannt) enthielten im Durchschnitt 43 bis 47 % Eisen, daneben Mangan-, hohe Phosphor- und Schwefelanteile sowie Kieselsäure. Phosphor ist allerdings ein chemisches Element, welches zwar die Zugfestigkeit, die Härte und die Korrosionsbeständigkeit des Stahles erhöht, was grundsätzlich positiv ist, ihn jedoch auch sehr spröde macht. Häufig werden eher zähharte Stähle von den Kunden gefordert. Schwefel als Legierungselement von Eisen erhöht wiederum die Zerspanbarkeit, mindert jedoch die Duktilität, also die plastische Verformbarkeit, was in der Regel unerwünscht ist. Eine etwas bessere Erzqualität wiesen das Bergbaurevier in Kamsdorf (Thüringen) auf. 1868 / 1869 entschied sich die Geschäftsleitung der Maxhütte neben den Sulzbacher Erzen die dringend benötigten phosphorarmen Erze aus Thüringen zu beziehen. Es wurden dann die phosphorarmen Erzfelder der Gewerkschaften Vereinigten Reviere bei Kamsdorf in Thüringen für lediglich 122.000 Mark erworben. Dass dies eine sehr kluge Entscheidung war, zeigte sich bereits zwei Jahre später, als Konkurrenten bis zu drei Millionen Mark für diese Reviere boten. Aus den thüringischen Eisenerzen ließ sich phosphorarmes Roheisen herstellen. Zudem wies dieses Eisenerz einen Eisengehalt von fast 50 % auf und deren Verhüttung war einfacher; dies stellte einen weiteren großen Vorteil dar. Mit dem Produktionsbeginn der Maximilianshütte in Unterwellenborn, im Jahr 1872, erreichte die Eisenerzgewinnung im Revier Kamsdorf einen absoluten Höhepunkt. Trotzdem mussten aufgrund des Erzmangels der Maxhütte für mehrere Jahre zudem die staatlichen Gruben in Amberg aushelfen.

1867 ermöglichte die gerade neueröffnete böhmische Bahn den Transport von qualitativ hochwertiger Steinkohle aus Böhmen. Parallel dazu verlor die einheimische, sehr feuchte Lignitkohle an Bedeutung. Bereits im selben Jahr, also noch in 1867, wurden nur noch 90.000 Zentner Sauforster Lignitkohle gefördert, allerdings 671.000 Zentner Steinkohle aus Böhmen verbraucht. Im selben Jahr wurden zwei weitere Schweißöfen im Werk Burglengenfeld/Haidhof aufgestellt.


Eisenerze aus verschiedenen Gruben - Gehalte in Prozent
Quelle Bavarica Geologica Band 65

Kalkabbau

Neben den Erzen rund um Sulzbach wurden im Bergbaubetrieb auch der für die Stahlerzeugung dringend benötigte Kalkstein unter anderem am Annaberg bei Rosenberg abgebaut. Diesen nahm man 1896 in Betrieb und schloss ihn sogleich an die von den Sulzbacher Gruben zu den Rosenberger Hochöfen führenden Drahtseilbahn an. 1907/08 erhielt das Werk Rosenberg dadurch rund 19.000 Tonnen Kalk vom Annaberg. Da jedoch jährlich etwa 50.000 Tonnen Rohkalk benötigt wurden, erwarb in Lengenfeld südlich von Amberg Grundstücke mit einem großen Kalkvorkommen. Ein dazu nötiger Kalkofen ging im März 1909 in Betrieb. Zur Sicherstellung des Kalkbedarfes von Haidhof wurden 1898 Grundstücke für die Eröffnung eines Steinbruches bei Saltendorf angekauft.


© 14.2.2022 von rpr Ruthenberg
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