Untergang des Blernhofes
Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
Der Untergang des Blernhofes
Diese Geschichte, vom uralten Blernhof ist zwischen Märchen und Sage, im Sulzbacher Bergbaugebiet angesiedelt und könnte einen historischen Bezug haben.
Als Kind wurde mir die Geschichte so erzählt:
„Der Blernhofbauer war ein reicher Mann, aber sehr geizig und missgünstig. Eines Tages, im Winter, verjagte er einen Armen von seinem Hof und in der darauf folgenden Nacht sollen der Hof und seine Bewohner von der Erde verschluckt worden sein. Als der Schäfer am Morgen von seinen Schafen zurückkam, hörte er aus der Tiefe nur mehr einen Gockel schreien. Der große Bauernhof war verschwunden.“ Als mir dann mein Vater noch die Klüfte und Spalten am vorderen Etzmannsberg zeigte, war für mich klar, die Geschichte ist wahr.
In den Sulzbacher Heimatblättern von 1932 steht dazu:
„Wer über die eingesunkenen Bruchfelder bei der Arzhülle in der Nähe des melancholischen Judenfriedhofes seine Schritte lenkt, ahnt nicht, dass einstmals ein stattlicher Bauernhof mit fruchtbaren Äckern und Wiesen dort stand, wo jetzt nur Ödland den Schafen dürftige Weide bietet und ein kleiner Weiher, wegen seines Fischbestandes bis in die neuere Zeit herein geschätzt, manches Geheimnis des Bergbaus deckt.
Es war der zwischen Erlheim und Etzmannsdorf gelegene P l e r n h o f, welcher sich an den Plernberg, einen heute nur als Flurname noch bekannten Hügel, anlehnte.
Die erste Nachricht vom Plernberg stammt aus dem Jahre 1360, mithin aus der Zeit, da zum Chor der Stadtpfarrkirche in Sulzbach der Grundstein gelegt wurde. Schon damals stand das Erzgraben in Blüte. …….
Mit diesem Zusammenbruch des einst so hochstehenden Geschlechtes (Anm.: Sauerzapf) mag auch der Untergang des Blernhofes verknüpft sein. Vermutlich verfielen Haus und Hof, sodass sie schon vor dem 30 jähr. Kriege zur Ruine wurden. Aber die Liegenschaften behielten ihren Wert und gingen durch Kauf in den Besitz der Bauern von Erlheim und Etzmannsdorf, zum Teil auch an Sulzbacher Bürger über. Noch jetzt findet sich im Grundbuch des Amtsgerichts Sulzbach ein „oberer und unterer Blernhofacker" und „ein Blernhofacker zwischen den Bergen.
Erwähnt sei auch die Sage, dass der Blernhof mit allen seinen Bewohnern eines Tages in die Tiefe gesunken sei. Am anderen Morgen habe man aus der Tiefe noch den Gockelhahn schreien hören. Nicht versunken ist der Blernhof, denn man sieht noch die Vierung des Hauses in der Nähe der Arzhülle, aber sein Name war vergessen.“
Aber manchmal scheint sich die Geschichte zu wiederholen.
Der Bauer Georg Bayer aus Erlheim hatte die Grundstücke am Blernhof schon vor langer Zeit vom Sulzbacher Herzog als Lehen erhalten. Am 16.10.1799 erhielt er dann dieses Lehen, mit 3 1/2 Tagwerk Acker und 2 Tagwerk Wiesen, von Kurfürst Maximilian als Eigentum.
Der Peterbauernhof, wie er seit langer Zeit heißt, ging über Heirat und Erbfolge an die Familie Niebler über, die ihn heute noch besitzt.
Heinz Niebler berichtet, dass im Jahr 1984 auf seinem Acker, in der Nähe des einstigen Blernhofs, über Nacht ein großer Trichter von ca. 2,50 x 2,50 Meter Durchmesser und 5 – 6 Metern Tiefe eingebrochen war. Ursache war diesmal der neuere Erzbergbau, der dort vor Jahrzehnten dort umgegangen war. Ein Glück, dass sich zu diesem Zeitpunkt weder Menschen noch Fahrzeuge auf dem Grundstück aufgehalten haben. Sie wären möglicherweise mit in das Loch gezogen worden.
Also, nach Jahrhunderten, ein erneuter Bergschaden durch zu Bruch gegangene Hohlräume, wahrscheinlich nicht weit vom einst untergegangenen Blernhof. Die Pinge stürzte jedenfalls in einem Bereich ein, der in der alten Vermessungskarte die Bezeichnung Blernhof hatte. Das macht die Geschichte vom Untergang des einstigen Bauerhofes nur noch wahrscheinlicher.
Das Problem von Heinz Niebler war, dass der eigentliche Verursacher, nämlich die Maxhütte, zu diesem Zeitpunkt bereits in Insolvenz gegangen war. Es war niemand mehr da, der für den Schaden haften und ihn beseitigen musste.
Glücklicherweise sieht das bayerische Bergrecht für solche Fälle vor, dass der Staat in die Bresche springen muss. Heinz Niebler informierte deshalb das Bergamt in Bayreuth. Das schickte einen Gutachter, der sich den Schaden ansah und ein geeignetes Auffüllmaterial vorschlug. Sperrige Betonschwellen, die sich am Boden des Senkungstrichters verkeilten und etliche Lkw-Ladungen Schotter und Erde wurden angefahren und vom Eigentümer in das Loch gefüllt.
Bis heute haben sich keine Setzungserscheinungen mehr gezeigt. Aber man weiß ja nie, was das Gelände um den einstigen Blernhof noch an Überraschungen bereithält.
© Helmut Heinl 6/2020