100 Jahre Maxhütte - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
100 Jahre Maxhütte –
das größte Fest in der Geschichte
des Unternehmens.
Am 26.9.53 feierte die Maxhütte im Kongressaal des Deutschen Museums in München ihr 100-jähriges Bestehen. Unter den Ehrengästen sah man neben dem Ministerpräsidenten Dr. Hans Ehard die wichtigsten Minister der bayerischen Staatsregierung, wie den Innenminister und stv. Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Högner, Finanzminister Friedrich Zietsch. Neben zahlreichen Staatssekretären war auch der Landtagspräsident Dr. Hundhammer anwesend. Natürlich war die Kirche vertreten, durch Weihbischof Dr. Johannes Neuhäusler und den evangelischen Landesbischof Dr. Meiser.
Viel interessanter aber ist, was der Maxhüttenvorstand, allen voran der Eigentümer Dr. Friedrich Flick für die Gäste bot. Dazu gehörten damals  1600 aktive Belegschaftsmitglieder der Maxhütte, sowie alle Arbeitsjubilare mit 25,40 und 50 Jahren Beschäftigungszeit. Sie alle wurden mit 2 Sonderzügen nach München gebracht.
Alle geladenen Gäste erhielten eine Teilnehmerkarte, ein Blatt und ein Heftchen mit der Festfolge, Festabzeichen und ein Gutscheinheft. Wer von den höher stehenden Gästen mit Fahrer anreiste erhielt für ihn ebenfalls eine Teilnehmerkarte, ein Festabzeichen und ein Gutscheinheft überreicht.

Für die besonderen Gäste fand der Festakt im Kongresssaal des Deutschen Museums in München statt. Dort wurden Werke von Richard Wagner, Johann Sebastian Bach und Ludwig von Beethoven, von den Münchner Philharmonikern unter Leitung von Prof. Hans Knappertsbusch aufgeführt. Neben dem Eigentümer Friedrich Flick sprachen der Direktor Dr. Rudolf Hennecke und der Betriebsratsvorsitzende Fritz Mertel. Denn so kurz nach dem Krieg hatte die Montanmitbestimmung ein besonderes Gewicht.
Was vor allem die Maxhüttenarbeiter und die Bergleute interessierte, fand im Festzelt des staatlichen Hofbräuhauses auf der Oktoberfestwiese statt. Die hochrangigen Redner dort waren Staatsminister Friedrich Zietsch, Hüttendirektor Karl Barich, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie und Lorenz Hagen, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bayern. Dann folgte ein gemeinsames Mittagessen und Unterhaltungsmusik vom Werksorchester Rosenberg, der Bergwerkskapelle der Zeche Monopol und der Wiesen-Festkapelle. Das gemeinsame Abendessen fand ab 17:30 Uhr statt.

Das Fest war gut organisiert. Jeder Teilnehmer hatte eine Teilnehmerkarte, auf der sein Sitzplatz festgelegt war, sowohl im Festsaal des Deutschen Museums, als auch im Festzelt. Jeder Teilnehmer erhielt einen Gutscheinblock. Damit war es möglich, im Festzelt des staatlichen Hofbräuhauses auf der Oktoberfestwiese, Speisen, Tabakwaren und Getränke zu erhalten. Der Gutscheinblock bestand aus je einem Gutschein für eine Suppe, ein Mittagessen (Schweinebraten oder Gulasch), Tabakwaren, 3 l Wiesenbier, eine Portion Bratwürste, eine Portion Ripperl und einen weiteren Gutschein für 1 l Wiesenbier. Das Fest war deshalb,  8 Jahre nach Kriegsende und 5 Jahre nach der Währungsreform, eine Sensation.

Das Wiesenbier gab es allerdings erst auf der Rückfahrt von München, unmittelbar vor Abfahrt des Zuges am Gepäckwagen, in Form von 2 ½-Literflaschen Wiesenbier.

Wie erwähnt fuhren 2 Sonderzüge, einer für das Werk Haidhof, Fronberg, Vilshofen und Weißenstadt  einer für die Belegschaftsmitglieder des Werkes Rosenberg, sowie der Gruben Sulzbach und Auerbach. Abfahrt für die Sulzbacher-Rosenberger war 5:10 Uhr. Beschäftigte, die mit dem Omnibus zur Bahn gebracht worden waren, wurden auch wieder zurück transportiert. Damit die Teilnehmer bei der Hinfahrt, ihren Platz im Zug fanden, wurden Gruppenleiter eingesetzt die jedem Teilnehmer auf der Fahrt nach München ein zusätzliches Verzehrgeld in Höhe von 5 D-Mark auszahlten. Außerdem wurden dort Frühstücksbrote ausgegeben. Der Transport vom Hauptbahnhof zu den Veranstaltungsräumen wurde mit Straßenbahn-Sonderzügen durchgeführt. Natürlich waren die Gruppenleiter auch bei der Rückfahrt eingesetzt.

Außerdem erhielten alle Belegschaftsmitglieder ein sehr schön gestaltetes Buch über die Geschichte der Maxhütte, das heute noch in vielen Haushalten in Ehren gehalten wird.

Glaubt man den überlieferten Erzählungen, die von alten Maxhütterern weitergegeben wurden (von den Teilnehmern lebt kaum noch jemand), wurde das 100-jährige Jubiläum in München für einige ein im wahrsten Sinne des Wortes „berauschendes Fest“. Sie mussten mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Kollegen in die Straßenbahn gehievt, und in den Zug in die Heimat geschoben werden. Für manche soll auch die Zugfahrt ziemlich anstrengend gewesen sein.
 
Bemerkenswert: der Eigentümer der Maxhütte, Friedrich Flick spendete zum 100-jährigen Jubiläum für Stiftungen und karitative, sowie kulturelle Zwecke 1,5 Millionen deutsche Mark. Das war für damalige Verhältnisse eine bemerkenswert große Summe.

Er wusste natürlich  warum. Nach Kriegsende stellten die Amerikaner auch die Maxhütte, die zum Flick Konzern gehörte unter treuhänderische Verwaltung, mit dem Ziel, alle großen Industriekonzerne zu entflechten. „Als im Jahr 1951 im Zuge der von alliierter Seite angeordneten Entflechtung die Neuordnung der Besitzverhältnisse in der gesamten westdeutschen Montanindustrie in Fluss kam, machte Friedrich Flick unter weitgehender Zurückstellung seines Kohlenbesitzes an der Ruhr seinen ganzen Einfluss dahin geltend, dass keine Veränderung der Eigentumsverhältnisse nach dem Ausland eintrat; in einem vom bayerischen Landtag fast einstimmig genehmigten Vertrag vom 13.12.51 übernahm der Freistaat Bayern 26 % der Maxhüttenanteile.  
Diese Anteile des Freistaates Bayern wurden 1954  an Flick zurück verkauft, sodass dieser wieder Alleineigentümer war. Deshalb stand Flick aus vielerlei Gründen unter dem Druck, sich als guter Arbeitgeber zu präsentieren.

Hinzu kommt, dass eine der größten Probleme in dieser Zeit die Gewinnung von geeigneten Arbeitskräften und deren Unterbringung war. Dem wurde dann, unter anderem durch den Bau von mehr als 1.000 Werkswohnungen usw. Rechnung getragen.

© Helmut Heinl 8/2022


Quellen:
I    Andreas Übler; Leiter Verkehrsabteilung MH
II Stefan Helml „Die Maxhütte“ Bergbau in Sulzbach-Rosenberg und Auerbach, S. 97.
III Ders. S. 99                                                                                                                                                                                Sowie SRZ vom 29.09.1953


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