Erinnerungen an den Bergbau in Sulzbach-Rosenberg
Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
In der Bergmannssiedlung einzuziehen bedeutet, ein Teil einer faszinierenden und reichen Geschichte zu werden. Die Häuser und Straßen dieser Siedlung erzählen von den Geschichten und Erlebnissen zahlloser Generationen von Bergleuten, die hier nicht nur gelebt, sondern auch hart gearbeitet haben. Über Jahrtausende hinweg war der Bergbau ein integraler Bestandteil des Lebens in dieser Stadt.
Seit 1938 prägte der Bergbau auch das Leben in der Feuerhofsiedlung, die sich harmonisch in die Umgebung einfügt und heute ein ruhiger, malerischer Ort ist. Die Siedlung wird von der Ruhe und Schönheit der umliegenden Natur umgeben, ein Ort, an dem man dem hektischen Treiben des Alltags entfliehen und die Gelassenheit der ländlichen Umgebung genießen kann.
Doch während die Häuser und Straßen stumm von vergangenen Zeiten berichten, bleibt ein Aspekt oft ungeschrieben: der harte Arbeitsalltag der Bergleute, die oft ihr ganzes Leben in den abgeschlossenen Welten der Bergwerke verbrachten. Diese Geschichten und Erfahrungen werden lebendig durch Berichte wie den von Helmut Heinl, der Einblicke in das harte und oft gefährliche Leben unter Tage gewährt.
Die Bergmannssiedlung ist somit nicht nur ein Ort zum Leben, sondern auch ein Ort, der eine lebendige und bewegte Vergangenheit in sich trägt, die es zu würdigen und zu bewahren gilt.
In eigener Sache
Um die reiche Tradition des Bergbaus für kommende Generationen lebendig zu halten, hat Helmut Heinl sich einer wichtigen Aufgabe verschrieben. In seinen kurzen, jedoch fesselnden Erzählungen bringt er uns das Leben unter Tage der letzten 150 Jahre auf unterhaltsame und lehrreiche Weise näher. Sein Anliegen ist es, die Werte, Traditionen und die harte Arbeit der Erzgräber nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Heinls Geschichten sind das Ergebnis von jahrelangen Gesprächen mit Zeitzeugen sowie intensiven eigenen Recherchen, die er seit 1983 dokumentiert. Dabei gelingt es ihm, das spannende und oft gefährliche Leben unter Tage mit all seinen Facetten zu beleuchten. Von den mühevollen Arbeitsbedingungen bis hin zu den kleinen Alltagsgeschichten der Bergleute – Heinl vermittelt uns ein lebendiges Bild einer längst vergangenen Ära.
Seine Erzählungen sind nicht nur eine Hommage an die Bergbaugeschichte, sondern auch ein wichtiges Zeugnis für die kulturelle und industrielle Entwicklung unserer Region. Dank Heinls Engagement bleiben die Erinnerungen an die harte Arbeit und die Opferbereitschaft der Bergleute lebendig und werden auch für kommende Generationen erfahrbar gemacht.
Seit der Veröffentlichung der "Geschichten aus dem Bergbau" werde ich immer wieder gefragt, ob diese Erzählungen denn wahr sind und woher ich sie habe.
Tatsächlich stammen die Geschichten und Spitznamen, die ich in meinem Werk präsentiere, aus langjährigen persönlichen Aufzeichnungen seit den 1980er Jahren. Sie basieren auf Gesprächen mit Bergleuten und Mitgliedern des Bergknappenvereins, die mir Einblick in ihre Erfahrungen und Erlebnisse gewährten.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Bergbau keineswegs eine romantische oder einfache Tätigkeit war. Vielmehr war er geprägt von harter Arbeit, ständigen Gefahren und opfern. Dennoch war die Gemeinschaft der Bergleute von einer einzigartigen Kameradschaft geprägt, die bis heute in den Erinnerungen der Menschen lebendig ist.
Geschichten über Bergleute
Wer neu in das Leben unter Tage aufgenommen wurde, musste sich in jedem Fall erst einmal einer eingehenden sozialen Kontrolle unterziehen. Das ging bei den einfachen Leuten im Bergbau natürlich nicht wissenschaftlich sondern sehr realistisch, mit oft erprobten Aktionen.
Es gab aber auch ganz ausgefallene Hobbys am Feuerhof. Eines davon war der Miniatur-Nachbau von Schlössern, ein anderes die ausgeprägte Liebe zu den Bergen, die sich im Bau einer Almhütte zeigte.
Bergleute waren nicht nur Taubenzüchter, sondern hatten oft außergewöhnliche Hobbys. Die berühmten Steine aus Plastik kam es damals noch nicht.
Die Spitznamen unserer Bergleute waren Untertage allgegenwärtig. Viele der Kameraden kannten sich nur unter diesem Namen.
Wer gerne einmal etwas Taschengeld für einen Wirtshausbesuch abzweigte, musste sich etwas einfallen lassen. Und davon gab es einige „Spezialisten“.
"aitz is´d Maschin hi"
Da die Bergleute oft vor ihrer Arbeit in der Grube andere Berufsausbildungen hatten, gab es vereinzelt auch Friseure unter ihnen.
Um 1915 kamen in den Sulzbacher Gruben die Bohrhämmer auf.
Da geschah auf der Grube Etzmannsberg folgendes: Ein Hauer hatte gerade angefangen, sein Ort abzubohren, als der Steiger kam. „Glück auf! Na, klappt es?“
Den Feuerhofer Buben war der Garten nicht entgangen. Denn das Bruchfeld, bis hinunter zum Judenfriedhof, war ihr täglicher Abenteuerspielplatz. Die Neugierde, was hinter dem Zaun war, trieb sie um......
Steiger H. (Spitzname Gobel) war nach dem ersten Weltkrieg aus dem Elsass zugezogen und als Sonderling verschrien. Denn er benahm sich gegenüber den einheimischen Bergleuten manchmal recht nassforsch......
Der um Streiche nie verlegene Fahrhauer Johann P., besser bekannt als „Pfeiferlsteiger“, kontrollierte Instandhaltungsarbeiten. Sein Kontrollgang führt ihn zu einer Stelle, wo der Schorsch die durch den Gebirgsdruck angehobene Sohle (Boden) in der Strecke wieder abgraben sollte. weiterlesen
Das Froschöl
Bis etwa 1920 fuhren die Bergleute in den Sulzbacher Gruben mit Öllampen als Geleucht ein. Man kann sich heute nur mehr sehr schwer vorstellen, wie dunkel es damals vor Ort gewesen sein mag, mit diesen Funzeln. Die Lampen wurden wegen ihrer charakteristischen Form „Frosch“ genannt;
Was allen erfahrenen Bergleuten klar war, hatte der Pfeiferlsteiger in einen Spruch gekleidet. „ Am Klammerl hängt's Leb'm. Mirk dâs!"
„na Schorsch, wüllst a´zindtn?“
Ein beliebter Spaß war, Praktikanten zu einer ordentlichen Prise zu überreden. Die armen Jungen, die vorher in ihrem Leben nie geschnupft hatten, mussten heftig niesen und bekamen tränende Augen, vom braunen Ausfluss aus der Nase ganz zu schweigen.
Geschichten über ein Klo
Bergbau im Winter
Den ungezügelten Energieverbrauch, den wir uns von den Amerikanern abgeschaut haben, war in den Jahren als die Siedlung gebaut wurde unbekannt. Wer nicht wirklich sehr gut gestellt war, versuchte beim Heizen zu sparen In den Häusern, auch in denen der Stadtbürger wurden nicht alle Räume beheizt.
Im Kohlenbergbau gab es die so genannte Deputatkohle, das war ein Kohlenkontingent, das die Bergleute von der Grubenverwaltung zugewiesen erhielten.
Im Sulzbacher und im Auerbacher Bergbau erhielten die Bergleute vom Steiger Brennholz zugewiesen.
Bergbauspuren im Gelände
Bergmannswege gab es eigentlich nicht. Jedenfalls wurden sie nicht als solche bezeichnet. Erst heute, lange nach dem Ende des Bergbaus, stellen die Älteren unter uns immer wieder fest, dass die Pfade, auf denen wir als Kinder gelaufen sind, nicht mehr vorhanden oder zugewuchert sind. So wird uns erst jetzt bewusst, dass es Bergmannswege waren....
Weil sich damals kaum einer ein Fahrrad leisten konnte, nahmen die Bergleute, neben der schweren Arbeit in der Grube, zusätzlich weite Fußwege in Kauf.
Als 1938 die Feuerhofsiedlung gebaut wurde, dachte noch niemand daran, dass die nordöstlich des Klenzeschachtes aufgefundenen Erzkörper zwei Jahrzehnte später, eine Gefahr für die Häuser werden könnte.
Diese Geschichte, vom uralten Blernhof ist zwischen Märchen und Sage, im Sulzbacher Bergbaugebiet angesiedelt und könnte einen historischen Bezug haben.
Bergbau Technik
Bei Seilbahnen denkt man gewöhnlich, dass Menschen oder Güter, in Rollwagen oder Gondeln transportiert werden, die an Seilen auf Masten hängen. Es ging bei uns aber auch anders!
Es war ein gewaltiger Schlag, der den hölzernen Ausbau erzittern ließ. Staub wirbelte auf, die Flammen der Karbidlampen wurden ausgeblasen und schlagartig war es stockdunkel.
Kriegszeiten
Erinnerungen an das Kriegsende in der Siedlung, vor 75 Jahren
Nach mehreren Bombenangriffen im April 1945 erfolgte der Einmarsch der US-Truppen.
Einige Monate nach Übernahme der Herrschaft durch die Nazis stellte sich H. R. bei seiner ersten Anfahrt dem Steiger militärisch stramm vor...
Bergbau in Sulzbach-Rosenberg
Geschichte des Bergbaus in Sulzbach-Rosenberg für die nachfolgenden
Generationen erhalten. Ob bei Wanderungen auf den Spuren des
Eisenerzbergbaus (Bergbaupfad), im Stadtmuseum, im Schau-Stollen der
„Villa Max“, oder durch einen außergewöhnlichen Rundblick vom
Rosenberger Kriegerdenkmal auf die Anlagen der bis 2002 produzierenden
Maxhütte lässt sich die Entwicklung der Region vom „Ruhrgebiet des
Mittelalters“
Es war das Sulzbach-Rosenberger Bergbauzentrum der Nachkriegszeit. Von hier aus wurden die Erzfelder St. Anna, St. Georg (Lobenhof), bis nach Großenfalz abgebaut. Die Bergbauzentren im 19. Jahrhundert waren der Förderschacht Etzmannsberg mit den umliegenden Schächten, gefolgt, über viele Jahre, vom Klenzeschacht.
Mit dem Klenzeschacht unweit Feuerhof nahm die Maxhütte 1910 ihr bis dahin anspruchsvollstes Bergbauprojekt in Angriff.
Die früheren Gruben bei Großenfalz und Etzmannshof, Fromm, Delphin, Karlschacht - und wie sie alle hießen, waren dafür bekannt, dass sie „sehr nass waren“ und mehrfach absoffen.
In der Vorstellung der Bergleute aus alter Zeit war die Erde über und unter Tage von Lebendigem durchwoben. Erinnern wir uns an den Glauben der Alten, das tote Gestein zeuge und gebäre Edelsteine und edle Metalle
Das Erz in den Sulzbacher Gruben lag in ganz unterschiedlicher Beschaffenheit vor. Es war beileibe nicht immer so fest, dass es gesprengt oder mit dem Pickhammer abgebaut werden musste.
Das Erz im Eisenerzbergbau wurde seit Jahrhunderten vor allem mit Schlägel und Eisen abgebaut. (Beide Werkzeuge finden sich – mit den gekreuzten Stielen nach unten - seit dem 16. Jahrhundert im Bergmannswappen. Zeigen die Stiele nach oben ist der Bergbau geschlossen.) Hinzu kam die Spitzhaue, für weicheres Erz oder Gestein und natürlich die Schaufel.
Sulzbach-Rosenberg ist ein ehemaliges Zentrum der Eisenerzindustrie. In den vergangenen Jahrhunderten wurde die Stadtgeschichte vom Ocker- und Bergbau geprägt.
Maxhütte
sonstiges
Ist das Begraben des Geldbeutels ein bekannter Brauch?
Der städtische Mitarbeiter meinte, normalerweise seien Urnen in Europa fast immer rund, aber er könne sich an Urnen aus Afrika erinnern, die tatsächlich wie kleine Särge ausgesehen hätten. Also was war die Kiste?
Feuerhof:
Lesung mit Sepp Lösch, Ur-Rosenberger, ehemaliger Redaktionsleiter der
SRZ, Wortakrobat., der Geschichten über den Bergbau vom Heimatforscher
und Chronisten Helmut Heinl vorgetragen hat, fand am 18. Januar 2024 im
Hotel-Gasthof "Zum Bartl" statt. Für die musikalische Begleitung sorgte
eine Abordnung der Bergknappenkapelle mit Märschen, Polkas und anderen
Blasmusikstücken.