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"Leben in der Bergmannssiedlung"
Der Hängseil

Deswegen stand der S. unten, wartete ungeduldig auf den Kübel und rief nach oben „wos is nau aitz?, hop aitz, machts amal Hängseil“ (Hängseil = Seil nachlassen). Der Windenführer oben ließ die Winde anlaufen, vielleicht etwas zu schnell. Der Kübel schwang an den Holzausbau - verkantete sich. Der Deckel ging ab und der ungeduldige S. bekam einen großen Schwall aus dem Daniel ab. Außer sich schrie und fluchte er nach oben. Aber da war es schon zu spät. Er konnte sich nur die Kleider vom Leib reißen. Nur in Stiefeln und Unterhose lief er halb nackt, zum Schacht, um aufzufahren. Das erregte natürlich Aufsehen und Gelächter am Füllort. Die Klamotten, wegen des Gestanks, eingepackt in eine Wassermontur, brachten dann die Kameraden aus dem Blindschacht mit.
Natürlich sprach sich dieser Vorfall wie ein Lauffeuer herum. Der S. hatte einen neuen Spitznamen, den er gar nicht gerne hörte.
© Helmut Heinl, 2019
Geschichten über das Bergmannsklo