Gasthof "Sonne" - KulturAS "Wir sind eins: Aus der Region - für die Region"

2024/2025
Gemeinschaft von netten, unternehmungslustigen, kulturbewussten und reiselustigen Menschen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Klenzeschacht
Gasthof „Sonne“
Eine Geschichte aus vergangenen Tagen

Am Kugelplatz in Sulzbach-Rosenberg stand einst der Eingang zum traditionsreichen Gasthof „Sonne“. Mit der Zeit eröffnete sich auch ein Zugang vom Bochviertel aus, sodass die Gäste bequem ins Lokal gelangen konnten. 1950 pachtete Erika und Georg Heldrich das Gasthaus. Ihre Tochter Inge war seit ihrem zweiten Lebensjahr ebenfalls schon mit der Gastronomie vertraut.

Der Gasthof „Sonne“ war bekannt für seine gut bürgerliche Küche und ein fester Bestandteil des Lebens in Sulzbach-Rosenberg. Das Bier kam aus dem Brauhaus in Amberg, über ein kleines Fenster in der nähe der Theke wurde auch die Getränke über die „Gassenschenke“ verkauft.

Sonntags war das Gasthaus ein beliebter Ort für Schafkopfspieler, die pünktlich um 12 Uhr Platz für die Mittagsgäste machten. Auf der Speisekarte standen regionale Spezialitäten wie Schweinebraten, gemischter Braten, Schnitzel und das berühmte „Zigeunerschnitzel“.

Nicht nur sonntags, sondern auch unter der Woche, versammelten sich die Stammtischgäste zahlreich, oft sogar in der zweiten oder dritten Reihe. Die Bocherer diskutierten leidenschaftlich über Politik und andere Themen, begleitet von frisch gezapftem Bier und dem typischen Stammtischgeplauder.

Die „Sonne“ war das Stammlokal für viele Bocherer, darunter der Kopp und der Kreiner, die jeweils ein Lagerhaus besaßen, sowie der Foto Müller, der Lösch Helmut und viele andere Geschäftsleute und Arbeiter. Es war ein Treffpunkt für Einheimische und Fremde, für Jung und Alt. Mittwochs traf man sich zum Neunerl’n spielen.

In dieser Zeit wurde auch der Fasching noch ausgiebig gefeiert, mit Hausfasching, Handballerfasching, Kinderfasching und einer Bar im „Sonnenkeller“, in der oft bis zum Morgengrauen gefeiert wurde. Dort gab es auch eine Wandmalerei mit einer Sonnenuhr und dem Spruch: „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur.“

Das geräumige Lokal eignete sich auch hervorragend für Hochzeiten, Familienfeiern, Konfirmationen, Kommunionen und Geburtstagsfeiern. Ein Fernseher zog Fußballfreunde an, die sich hier versammelten, um Live-Spiele anzuschauen. Georg Heldrich war ein großer Club-Fan, der bei Niederlagen allerdings weniger enthusiastisch war. Ein Geldspielautomat sorgte für zusätzliche Unterhaltung.

Im oberen Nebenzimmer hatte der „Heimat und Trachtenverein Stamm“ seine Heimat, sowie der „Gesang- und Orchesterverein“ der bereits Anfang der 60er Jahre von der Bastei ins Gasthaus "Zur Sonne" am Kugelplatz umzog.

Ein Höhepunkt im Jahr war die "Bochkirwa", eine der größten Kirchweihen im Stadtgebiet. Gemeinsam mit dem Bochbeck organisierte das Gasthaus „Sonne“ dieses Fest. Anfangs fand die Kirwa oben am Kugelplatz statt, später im Bochviertel, wo die ganze Brauhausgasse gesperrt und die Biergarnituren bis zum Meier-Schmie aufgestellt wurden. Die Musik auf dem Stegergloserberg war bis in die Stadt hinein zu hören.

Dieter Radl erzählt noch heute von den unvergesslichen Kirwan mit vielen bekannten Charakteren wie dem "Dümmler-Vorstand" der Bochratz'n und "Zeichschmie" als Graf Gebhard, "Al Capone" beim Umtrunk an der Bochbeckquelle und viele andere leben in den Geschichten wieder auf.

Zur Kirwa wurde auch noch selbst geschlachtet, denn Georg war gelernter Metzger und zur Kirwa gab es dann eine frische Schlachtschüssel. Bereits in den frühen Morgenstunden wurden die traditionellen Kücheln in der Küche gebacken. Diese Traditionen und die herzliche Atmosphäre machten die „Sonne“ zu einem besonderen Ort.

Im Jahr 1988 entstand die Idee, die Wirtschaft in Sulzbach-Rosenberg zu beleben. Was könnte dafür besser geeignet sein als die Gastronomie? So wurden die „Schlemmerwochen“ in der Gaststätte „Sonne“ ins Leben gerufen. 1989 fanden die ersten Schlemmerwochen unter dem Motto „Schwäbische Küche“ statt. "Die Schlemmerwochen in Sulzbach-Rosenberg sind ein echtes Aushängeschild und eine feste Institution in unserer Stadt geworden"

Tochter Inge Girbert führte die „Sonne“ bis 1992 weiter.  Sie hat in den letzten Jahrzehnten die Gaststättenlandschaft im Sulzbach-Rosenberger Bergland maßgeblich geprägt: Sei es als Wirtin in der „Sonne“, in der „Villa Max“ oder im TV-Sportpark. Als Motor der Ortsgruppe Sulzbach-Rosenberg des Hotel- und Gaststättenverbands hat sie die Schlemmerwochen und die Fischwochen als kulinarische Anziehungspunkte unserer Region etabliert und damit zu einem nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor gemacht. Und zu guter Letzt sorgte sie durch ihre offene Art auch für ein hervorragendes Miteinander der Gastronomen in der Region.

Nach ihrem Weggang versuchte ein chinesischer Pächter kurzzeitig, das Lokal zu beleben. Doch nach mehreren vergeblichen Versuchen, neue Pächter zu finden, steht das Gasthaus „Sonne“ nun leer und wartet darauf, wieder mit Leben erfüllt zu werden. Die Geschichten und Erinnerungen an das Gasthaus „Sonne“ bleiben jedoch lebendig und erzählen von einer Zeit, in der das Leben im Wirtshaus pulsierte und Gemeinschaft großgeschrieben wurde.



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