Radl-Bartl
PRESSE
„Wäi mir da Schnowl gwaggsn is“ heißt eines der Mundart-Bücher von Dieter Radl. Genau so, in unverfälschter Oberpfälzer Mundart, unterhielt der Kulturpreisträger einen Abend lang beim „Bartl“ mit Nachdenklichem und Heiterem ein begeistertes Publikum.
Von Helga Kamm
Sulzbach-Rosenberg. Es waren nicht nur die Feuerhofer, die in Scharen in den Gasthof „Zum Bartl“ gekommen waren, um den Mundart-Poeten Dieter Radl zu erleben. Nicht-Oberpfälzer allerdings hätten wohl ein Problem gehabt, seine Geschichten und Reime zu verstehen. Auch bei den Einheimischen waren Begriffe, Namen und Personen meist schon in Vergessenheit geraten, die Dieter Radl wieder aufleben ließ. Muhhackl oder Bissgurn, Tawerer und Husadirl, der Grünthaler „Peter hier“ und „die alt Stegere“, Klofrau in der ersten öffentlichen Abortanlage der Stadt.
„Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht“, sagt der ehemalige Lehrer am Förderzentrum in der Stadt, „unseren Dialekt zu erhalten und vorzutragen“. Und nicht nur das, er hat ihn auch erforscht, zeigt seinen Zuhörern regionale Unterschiede in der Aussprache aus. Daham, dahoim oder dahoam zum Beispiel lasse erkennen, ob der Betreffende aus dem Birgland, dem Vilstal oder dem westlichen Landkreis komme.
Radl bedauert, dass der Dialekt in Bayern mehr und mehr verschwindet, habe Platz gemacht für ein Komödienstadl-Bayrisch. Die Oberpfalz dagegen sei eine Sprachinsel und wie eh und je „global unverständlich“.
Dass die heimische Mundart nicht nur auf ou, äi und oi reduziert werden darf , sondern eine starke Ausdruckskraft, Lautmalerei und Bildhaftigkeit aufweist, zeigen Dieter Radls Stimmungsbilder. Er beschreibt einen Spaziergang in Breitenbrunn oder einen Sommerabend in der Wüstenau, rückt die kleinen, unscheinbaren Dinge ins Blickfeld mit wenigen, aber treffenden Worten. Natürlich spart er die eher humorvollen Eigenarten der Mundart nicht aus. Kurzsprachig bis maufaul sei der Oberpfälzer, nach dem Motto: Wer vül redt is a Plauderer“.
Mit Zitaten von Dichtern, Autoren, Kabarettisten, mit Texten, Gstanzln gar mit einem perfekt vorgetragenen Lied umreißt Radl den Ausdrucksbogen seiner Muttersprache. Humorvoll, herzlich, sperrig, derb, zärtlich, hart und weich sei die Oberpfälzer Mundart, was Beispiele wie Graousgoschade, Hullablöih oder Maalaff zeigen. „Dialekt ist wie Latein, nur de Besten kinnas“, behauptet schmunzelnd der Heimat-Poet. Fast andächtige Stille im Raum lösen Radls nachdenkliche Texte über den Jahresverlauf aus. Untermalt von einer Beamer-Präsentation außergewöhnlicher Bilder des Fotografen Walter Mayer geht es dabei um „an Zacherlbauern sein Acka“, „a stade Mess“ allein in einer Kirche, einen „alten Karrn“ oder eine verzauberte Winterlandschaft.
Ganz anders dann, als Ereignisse und Personen aus früherer Zeit beschrieben werden. An die Bochkirwa, „a wunderschöins Fest in ana naoutichn Zeit“, wird erinnert, die Anekdoten über stadtbekannte Originale wie den „Reinhard-Stotterer“ oder den „Schaukelbremser“ lösten Heiterkeit und Lachen bei den rund 130 Gästen des Abends aus.
Veranstalter dieses ersten von drei Mundart- und Brauchtumsabenden sind Walter Heldrich und Helmut Heinl von „Kultur AS“ zusammen mit dem Hotel-Gasthof "zum Bartl". Musikalisch perfekt umrahmt wurde die Lesung Von Jonas Strobel am Akkordeon und Lukas Graf mit der Tuba mit der passenden Oberpfälzer Musik.