Bergbau in Regie der Maxhütte - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
Direkt zum Seiteninhalt
Klenzeschacht
Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Bergbau in Regie der Maxhütte  
 
Der Plan der Maxhütte eine eigene Hochofenanlage zu errichten, tauchte 1856 auf und geht auf   E. Fromm (Senior) zurück. Wegen der geringen Verlässlichkeit der Erzlieferungen aus den Amberger Staatsgruben für die Holzkohlenöfen der Maxhütte, reifte der Entschluss, aus eigenen Erzen und mit eigenen Hochöfen das Roheisen herzustellen. Im Sommer 1856 kaufte die MH vom Hüttenbesitzer Herrn von Sperl als ersten eigenen Hochofen die Anlage in Lichtenwald bei Donaustauf, wenig später das kleine Hochofenwerk am „Anger“ bei Nittenau von der Hammerwerksfamilie Loritz. Dazu kam noch ein Hochofen an der böhmischen Grenze. Die Versorgung dieser Holzkohlenhochöfen mit Erz erfolgte aus der Eisensteinzeche Krumbach und auf Basis eines Erzlieferungsvertrages mit den staatlichen Zechen Amberg. Die Schwierigkeiten bei der Versorgung der Hochöfen mit Erz aus der Grube Krumbach und den staatlichen Gruben Amberg veranlassten die Maxhütte die Erzversorgung in eigene Regie zu übernehmen.
 
Nach Muthung und Genehmigung der kgl. Bergwerks- und Salinenadministration wurde dem Hofrath Dr.v.Kerstorf in Augsburg und dem Rentier Oliver Goffard aus München im Mai 1857 die Lehensurkunde für die Eisensteingrube“Valentin“ in Kirchenbingarten bei Kemnath mit den für diese Zeit üblichen Auflagen vom kgl. Berg- und Hüttenamt ausgestellt.

Im August 1872 ging die Grube auf die Firma Klett & Co über und 1878 erwarb die Maxhütte das Bergwerksobjekt, ausgewiesen mit 1 Fundgrube und 60 Maßen = 9,43 Hektar.  
 
Wie die Maxhütte schrittweise sich der Erzvorkommen im nahen Umfeld sicherte, zeigt das Beispiel der Zeche“Joseph“ bei Schnellersdorf, Gemeinde Edelsfeld. 1856 war dem Gutsverwalter Wünenberg zu Langenbruck das nach 1 Fundgrube und 38 Maasen gevierten Feldes bei Schnellersdorf „mit allen bergüblichen Rechten und Verbindlichkeiten nach Vorschrift der bayerischen Bergordnung vom Jahre 1784, zum Lehen verliehen.“ Die Familie hielt in der Folgezeit bei der gebildeten Gewerkschaft mehrheitlich die Kuxenanteile. Um 1900 wurde der Bräumeister Kopp, Neukirchen, Alleineigentümer und 1907 gehörte die Zeche dann der Maxhütte.

Grubenbericht über die Sanct Michaels-Eisensteinzeche zunächst Krumbach bei Amberg
 
Der von Anton Steinbrecher, Lehnträger und Eigenlöhner von der Sct.Michaelis-Eisensteinzeche nächst Krumbach bei Amberg verfasste Grubenbericht an das königliche Bergamt Amberg vom Juni 1845 lässt mit Stolz erkennen:
 
„Die Sct. Michaelis-Eisensteinzeche nächst Krumbach liegt im unverrützten Felde, und ist nach allen Weltgegenden auf eine Viertelstunde weit von bergfreiem Felde umgeben; wurde im Monate Dezember 1841 in Angriff genommen, und schloß am Ende des 1. Quartals 1842/43 zum ersten  Mal mit Ausbeute.“ In der Folge von 10 Quartalen stieg die Erzgewinnung auf 22195 ½ Seidel und nach Abzug des Zehnten von 2219 verblieben 19876 ½ Seidel zum Verkauf; der Verkaufspreis betrug per Seidel 36 Kreuzer. (Ein Amberger Seidel fasste ca. 112 Liter mit ca. 240 kg) Die Maxhütte, damals noch nicht existent, war nicht unter den 29 Abnehmern des Erzes, darunter aber die königlichen Werke Bodenwöhr und Weyerhammer. Bemerkenswert die Feststellung: Mehrere Lachter jenseits der südöstlichen Markscheide des Grubenfeldes wurden alljährlich auf den dortigen Äckern zum Theil bedeutende Stücke schmelzwürdigen Eisensteins durch den Pflug zu Tag gefördert.“
 
Die Versorgung mit Braunkohle war in der Frühphase der Maxhütte ein wichtiger Teil der Unternehmenspolitik.
 
So begegnet man einer Aufschreibung unter dem Titel „Die Braunkohlengruben der Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte“ vom April 1856, in der die im Betrieb befindlichen Gruben bewertet werden. „Die gegenwärtig in Förderung stehenden Gruben sind “Gottesgabe“, “Eintracht“ und “Ludwig“. Das Feld “ Heinrich“ wird als nicht mehr ergiebig bezeichnet und könnte aufgelassen werden. Dagegen ist die Grube “Gottesgabe“ die, welche bei weitem den größten Teil von dem Bedarf des Eisenwerks an Braunkohle lieferte. Das Grubenfeld “Eintracht“ kann noch als beinahe unerschlossen betrachtet werden.
 
Sowohl die Aufschlussarbeiten als auch die jüngsten Vorrichtungsarbeiten in diesem Felde lassen auf eine größere Mächtigkeit der Flöze schließen, als die der “Gottesgabe“. Grube “ Ludwig“ ist nach den  bisherigen Aufschlüssen sowohl in Quantität als auch Qualität der Kohle die Beste.“
 
Die Nomenklatur der Bergwerke  
 
Für das verbriefte Recht, Bergbau zu betreiben wurden im Zeitlauf unterschiedliche Bezeichnungen verwendet wie etwa Muthungen, Belehnungsurkunde, Verleihungsurkunde, Lehenurkunde. Das Verzeichnis der Lehenbriefe und Verleihungs-Urkunden enthält eine beeindruckende Namensvielfalt der im Zeitraum von 1869 bis 1874 für die Maxhütte eingetragenen 84 Gruben.
 
Am einfachsten erklärbar die geografischen Lagenamen wie „Oberer Eichberg, Eichelberg,  Etzmannsberg, Krottensee, Pilgrammsreuth, Pullenreuth, Weißenberg“. Dann die zu Ehren als verdient geltender Männer abgeleiteten Grubennamen wie „Fürst Bismark, Chelius, Humboldt, Carl, Heinrich, Otto, Ernst, Maximilian “.     
 
Die Neigung Gruben Frauenvornamen zu geben oder frauliche Charaktere zu würdigen, war besonders groß: „ Anna, Amalie, Caroline, Caecilie, Johanna, Juliane, Bertha, Elisabeth, Elise, Juliane,  Rosa, Röschen, Schönes Bauernmädchen“. Dies erstaunt, wenn man bedenkt, dass über viele Jahre Frauen von Gruben -auch zu Besuchszwecken-, ferngehalten wurden, weil die Bergleute offenbar glaubten, sie brächten Unglück.    
 
Hoffnung, Erwartung und Befindlichkeit drücken aus: „Gabe Gottes, Neue Hoffnung, Gottes Segen, Erzengel, Neuer Fund, Hoff auf mich, Fröhliches Wiedersehen, Brüderliche Liebe, Bergmannsglück, Frischer Muth, Gottes Glück, Eintracht, Friedlicher Vertrag “.
 
Nach dem glorreichen Sieg des Deutschen Reiches über Frankreich 1870/71 durfte dann auch “Sedan“ nicht fehlen.
 
Im Zuge eines Umlegungsverfahrens von Flurstücken in der Gemarkung Sulzbach mit für die Maxhütte eingetragenen Bergrechten stimmte der Konkursverwalter /Liquidator in 1995 der Löschung folgender Bergrechte zu: Eisenerzzeche “Eichelberg“, Eisensteinzeche “Timotheus“, Eisensteinzeche “Pelikan“, Eisenstein-und Manganerzzeche “Helene“, Eisensteingrube “Sankt Georg“, Eisensteingrube “Sankt Anna“, Eisen-und Manganerzgrube “Ernst“, Eisensteingrube “Vorsicht II“, Eisensteingrube “Karoline“, Eisensteingrube “Etzmannsberg“, Eisensteingrube “Fromm“, Eisensteingrube “Adelheidzeche“  Eisensteingrube “Leopoldzeche“.
 
Vorstehende 13 Bergwerke sind zu einer Einheit zusammengefasst worden unter dem Namen  “Fromm I“. Bei der Aufzählung handelt es sich um in das Jahr 1912 zurückreichende Rechte.    
 
Beispiel eines Lehenbriefs in Verbindung mit erbrechtlichen Ansprüchen vom Februar 1868:
 
Lehenbrief über die Eisensteinzeche- Bolus -Kohlengrube“ Nordstern“ bei Sassenreuth für den Gutsbesitzer Herrn Joseph Schloer in Hellziehen:
 
„Kraft der Berggesetze und in Gemäßheit hoher Genehmigung der königlichen Generalbergwerks- und Salinenadministration vom 18.Februar laufenden Jahres wird die Eisenstein-Bolus- und Kohlengrube“Nordstern“bei Sassenreuth mit einem Grubenfelde von 1 Fundgrube 2,282 ha und 3 Maasen bayerisch, wie dasselbe auf dem eingehefteten Steuerblatte eingezeichnet ist, dem Gutsbesitzer Herrn Joseph Schloer in Höllziehen als ein Bergregalitätsobjekt mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, Nutzungen und Lasten erb- und eigentümlich verliehen.
 
Der Besitzer ist übrigens verpflichtet:
 
1.)Einen regelmäßigen bergmännischen Bau und Betrieb zu führen, sich genau nach den
 
   Berggesetzen zu richten und den bergpolizeilichen Anordnungen und Weisungen der
 
   Königlichen Bergbehörde pünktlich Folge zu leisten.
 
2.)Die gesetzlichen Bergwerksteuern und sonstigen Abgaben an die Königl. Bergbehörde
 
   alljährlich zur festgesetzten Zeit zu entrichten.
 
3.)Insbesondere jeden Grundbesitzer, welcher durch den Betrieb beeinträchtigt werden sollte,
 
   rechtzeitig zu entschädigen.
 
4.)Jeden Besitz- und Lehensveränderungsfall innerhalb von vier Wochen bei der
 
   Königl.Bergbehörde zur Anzeige zu bringen und damit den Antrag auf Überschreibung auf
 
   den Besitznachfolger zu verbinden.
 
5.)Für obiges Lehen ist das gesetzmäßige jährliche Quatembergeld zu entrichten, dessen
 
   Bezahlung vom III. Quartale 1868 an beginnt.“  
 Dass es um den Erwerb von Gruben Interessenkonflikte gegeben hat, lässt sich aus einer Mitteilung der königlichen General- Bergwerks- und Salinenadministration an den Notar in Wunsiedel vom Februar 1876 ableiten. Für die Versteigerung der Eisensteingruben “ Sct.Michael“, „Sct.Lorenz“,“ Neue Zeit“ und “Zuversicht“  hatte die Maxhütte das Meistgebot gelegt, seitens des Finanzministeriums ist dazu aber keine Genehmigung erteilt worden. Gleichzeitig wurde angeordnet, dass „vor der Hand ein Verkaufsversuch zu unterbleiben hat.“ Ob dies mit Rücksicht auf Amberger Interessen geschah, ist nicht erkennbar.   

© Manfred Leiss
Zurück zum Seiteninhalt