Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Bergbau in Regie der Maxhütte
Der Plan der Maxhütte eine eigene Hochofenanlage zu errichten, tauchte 1856 auf und geht auf E.
Fromm (Senior) zurück. Wegen der geringen Verlässlichkeit der
Erzlieferungen aus den Amberger Staatsgruben für die Holzkohlenöfen der
Maxhütte, reifte der Entschluss, aus eigenen Erzen und mit eigenen
Hochöfen das Roheisen herzustellen. Im Sommer 1856 kaufte die MH vom
Hüttenbesitzer Herrn von Sperl als ersten eigenen Hochofen die Anlage in
Lichtenwald bei Donaustauf, wenig später das kleine Hochofenwerk am
„Anger“ bei Nittenau von der Hammerwerksfamilie Loritz. Dazu kam noch
ein Hochofen an der böhmischen Grenze. Die Versorgung dieser
Holzkohlenhochöfen mit Erz erfolgte aus der Eisensteinzeche Krumbach und
auf Basis eines Erzlieferungsvertrages mit den staatlichen Zechen
Amberg. Die Schwierigkeiten bei der Versorgung der Hochöfen mit Erz aus
der Grube Krumbach und den staatlichen Gruben Amberg veranlassten die
Maxhütte die Erzversorgung in eigene Regie zu übernehmen.
Nach
Muthung und Genehmigung der kgl. Bergwerks- und Salinenadministration
wurde dem Hofrath Dr.v.Kerstorf in Augsburg und dem Rentier Oliver
Goffard aus München im Mai 1857 die Lehensurkunde für die
Eisensteingrube“Valentin“ in Kirchenbingarten bei Kemnath mit den für diese Zeit üblichen Auflagen vom kgl. Berg- und Hüttenamt ausgestellt.
Im August 1872
ging die Grube auf die Firma Klett & Co über und 1878 erwarb die
Maxhütte das Bergwerksobjekt, ausgewiesen mit 1 Fundgrube und 60 Maßen =
9,43 Hektar.
Wie die Maxhütte schrittweise sich der Erzvorkommen im nahen Umfeld sicherte, zeigt das Beispiel der Zeche“Joseph“
bei Schnellersdorf, Gemeinde Edelsfeld. 1856 war dem Gutsverwalter
Wünenberg zu Langenbruck das nach 1 Fundgrube und 38 Maasen gevierten
Feldes bei Schnellersdorf „mit allen bergüblichen Rechten und
Verbindlichkeiten nach Vorschrift der bayerischen Bergordnung vom Jahre
1784, zum Lehen verliehen.“ Die Familie hielt in der Folgezeit bei der
gebildeten Gewerkschaft mehrheitlich die Kuxenanteile. Um 1900 wurde der
Bräumeister Kopp, Neukirchen, Alleineigentümer und 1907 gehörte die
Zeche dann der Maxhütte.
Grubenbericht über die Sanct Michaels-Eisensteinzeche zunächst Krumbach bei Amberg
Der
von Anton Steinbrecher, Lehnträger und Eigenlöhner von der
Sct.Michaelis-Eisensteinzeche nächst Krumbach bei Amberg verfasste
Grubenbericht an das königliche Bergamt Amberg vom Juni 1845 lässt mit
Stolz erkennen:
„Die Sct.
Michaelis-Eisensteinzeche nächst Krumbach liegt im unverrützten Felde,
und ist nach allen Weltgegenden auf eine Viertelstunde weit von
bergfreiem Felde umgeben; wurde im Monate Dezember 1841 in Angriff
genommen, und schloß am Ende des 1. Quartals 1842/43 zum ersten Mal mit Ausbeute.“ In
der Folge von 10 Quartalen stieg die Erzgewinnung auf 22195 ½ Seidel
und nach Abzug des Zehnten von 2219 verblieben 19876 ½ Seidel zum
Verkauf; der Verkaufspreis betrug per Seidel 36 Kreuzer. (Ein Amberger
Seidel fasste ca. 112 Liter mit ca. 240 kg) Die Maxhütte, damals noch
nicht existent, war nicht unter den 29 Abnehmern des Erzes, darunter
aber die königlichen Werke Bodenwöhr und Weyerhammer. Bemerkenswert die
Feststellung: Mehrere Lachter jenseits
der südöstlichen Markscheide des Grubenfeldes wurden alljährlich auf
den dortigen Äckern zum Theil bedeutende Stücke schmelzwürdigen
Eisensteins durch den Pflug zu Tag gefördert.“
Die Versorgung mit Braunkohle war in der Frühphase der Maxhütte ein wichtiger Teil der Unternehmenspolitik.
So begegnet man einer Aufschreibung unter dem Titel „Die Braunkohlengruben der Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte“ vom April 1856, in der die im Betrieb befindlichen Gruben bewertet werden. „Die
gegenwärtig in Förderung stehenden Gruben sind “Gottesgabe“,
“Eintracht“ und “Ludwig“. Das Feld “ Heinrich“ wird als nicht mehr
ergiebig bezeichnet und könnte aufgelassen werden. Dagegen ist die Grube
“Gottesgabe“ die, welche bei weitem den größten Teil von dem Bedarf des
Eisenwerks an Braunkohle lieferte. Das Grubenfeld “Eintracht“ kann noch
als beinahe unerschlossen betrachtet werden.
Sowohl
die Aufschlussarbeiten als auch die jüngsten Vorrichtungsarbeiten in
diesem Felde lassen auf eine größere Mächtigkeit der Flöze schließen,
als die der “Gottesgabe“. Grube “ Ludwig“ ist nach den bisherigen Aufschlüssen sowohl in Quantität als auch Qualität der Kohle die Beste.“
Die Nomenklatur der Bergwerke
Für
das verbriefte Recht, Bergbau zu betreiben wurden im Zeitlauf
unterschiedliche Bezeichnungen verwendet wie etwa Muthungen,
Belehnungsurkunde, Verleihungsurkunde, Lehenurkunde. Das Verzeichnis der
Lehenbriefe und Verleihungs-Urkunden enthält eine beeindruckende
Namensvielfalt der im Zeitraum von 1869 bis 1874 für die Maxhütte
eingetragenen 84 Gruben.
Am einfachsten erklärbar die geografischen Lagenamen wie „Oberer Eichberg, Eichelberg, Etzmannsberg,
Krottensee, Pilgrammsreuth, Pullenreuth, Weißenberg“. Dann die zu Ehren
als verdient geltender Männer abgeleiteten Grubennamen wie „Fürst
Bismark, Chelius, Humboldt, Carl, Heinrich, Otto, Ernst, Maximilian “.
Die
Neigung Gruben Frauenvornamen zu geben oder frauliche Charaktere zu
würdigen, war besonders groß: „ Anna, Amalie, Caroline, Caecilie,
Johanna, Juliane, Bertha, Elisabeth, Elise, Juliane, Rosa,
Röschen, Schönes Bauernmädchen“. Dies erstaunt, wenn man bedenkt, dass
über viele Jahre Frauen von Gruben -auch zu Besuchszwecken-,
ferngehalten wurden, weil die Bergleute offenbar glaubten, sie brächten
Unglück.
Hoffnung,
Erwartung und Befindlichkeit drücken aus: „Gabe Gottes, Neue Hoffnung,
Gottes Segen, Erzengel, Neuer Fund, Hoff auf mich, Fröhliches
Wiedersehen, Brüderliche Liebe, Bergmannsglück, Frischer Muth, Gottes
Glück, Eintracht, Friedlicher Vertrag “.
Nach dem glorreichen Sieg des Deutschen Reiches über Frankreich 1870/71 durfte dann auch “Sedan“ nicht fehlen.
Im
Zuge eines Umlegungsverfahrens von Flurstücken in der Gemarkung
Sulzbach mit für die Maxhütte eingetragenen Bergrechten stimmte der
Konkursverwalter /Liquidator in 1995 der Löschung folgender Bergrechte
zu: Eisenerzzeche “Eichelberg“, Eisensteinzeche “Timotheus“,
Eisensteinzeche “Pelikan“, Eisenstein-und Manganerzzeche “Helene“,
Eisensteingrube “Sankt Georg“, Eisensteingrube “Sankt Anna“, Eisen-und
Manganerzgrube “Ernst“, Eisensteingrube “Vorsicht II“, Eisensteingrube
“Karoline“, Eisensteingrube “Etzmannsberg“, Eisensteingrube “Fromm“,
Eisensteingrube “Adelheidzeche“ Eisensteingrube “Leopoldzeche“.
Vorstehende 13 Bergwerke sind zu einer Einheit zusammengefasst worden unter dem Namen “Fromm I“. Bei der Aufzählung handelt es sich um in das Jahr 1912 zurückreichende Rechte.
Beispiel eines Lehenbriefs in Verbindung mit erbrechtlichen Ansprüchen vom Februar 1868:
Lehenbrief
über die Eisensteinzeche- Bolus -Kohlengrube“ Nordstern“ bei
Sassenreuth für den Gutsbesitzer Herrn Joseph Schloer in Hellziehen:
„Kraft
der Berggesetze und in Gemäßheit hoher Genehmigung der königlichen
Generalbergwerks- und Salinenadministration vom 18.Februar laufenden
Jahres wird die Eisenstein-Bolus- und Kohlengrube“Nordstern“bei
Sassenreuth mit einem Grubenfelde von 1 Fundgrube 2,282 ha und 3 Maasen
bayerisch, wie dasselbe auf dem eingehefteten Steuerblatte eingezeichnet
ist, dem Gutsbesitzer Herrn Joseph Schloer in Höllziehen als ein
Bergregalitätsobjekt mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, Nutzungen
und Lasten erb- und eigentümlich verliehen.
Der Besitzer ist übrigens verpflichtet:
1.)Einen regelmäßigen bergmännischen Bau und Betrieb zu führen, sich genau nach den
Berggesetzen zu richten und den bergpolizeilichen Anordnungen und Weisungen der
Königlichen Bergbehörde pünktlich Folge zu leisten.
2.)Die gesetzlichen Bergwerksteuern und sonstigen Abgaben an die Königl. Bergbehörde
alljährlich zur festgesetzten Zeit zu entrichten.
3.)Insbesondere jeden Grundbesitzer, welcher durch den Betrieb beeinträchtigt werden sollte,
rechtzeitig zu entschädigen.
4.)Jeden Besitz- und Lehensveränderungsfall innerhalb von vier Wochen bei der
Königl.Bergbehörde zur Anzeige zu bringen und damit den Antrag auf Überschreibung auf
den Besitznachfolger zu verbinden.
5.)Für obiges Lehen ist das gesetzmäßige jährliche Quatembergeld zu entrichten, dessen
Bezahlung vom III. Quartale 1868 an beginnt.“
Dass
es um den Erwerb von Gruben Interessenkonflikte gegeben hat, lässt sich
aus einer Mitteilung der königlichen General- Bergwerks- und
Salinenadministration an den Notar in Wunsiedel vom Februar 1876
ableiten. Für die Versteigerung der Eisensteingruben “ Sct.Michael“,
„Sct.Lorenz“,“ Neue Zeit“ und “Zuversicht“ hatte
die Maxhütte das Meistgebot gelegt, seitens des Finanzministeriums ist
dazu aber keine Genehmigung erteilt worden. Gleichzeitig wurde
angeordnet, dass „vor der Hand ein Verkaufsversuch zu unterbleiben hat.“
Ob dies mit Rücksicht auf Amberger Interessen geschah, ist nicht
erkennbar.
© Manfred Leiss