Die Sulzbacher Erzgruben - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Klenzeschacht
Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Die Sulzbacher Erzgruben

Den Grundstein für die Sulzbacher Erzgruben wurde gelegt durch einen Vertrag im Januar 1859, demzufolge das Sulzbacher Erzrevier zum Preis von 170.000 Gulden von Graf Poninsky gekauft wurde. Dies schloss die Grubenfelder Etzmannsberg, Karoline, St. Anna, St.Georg, Fromm und Eichelberg ein. Es war ein entscheidender Schritt für die Erzversorgung der Maxhütte, obgleich dieser Kauf die finanzielle Kraft des Unternehmens fast sprengte.
Die Grube Etzmannsberg lieferte um diese Zeit 4653 Seidel, Lobenhof 1714 und Siebeneichen 1545 Seidel. Im Protokoll der Generalversammlungen April 1860 wird für die Grube Etzmannsberg eine Förderung von 30192 Seidel ausgewiesen, für Siebeneichen 4421, für St.Georg 3272 Seidel.    
Auf dem Gelände eines Kalksteinbruchs, gegenüber dem Dorfe Rosenberg und entlang der Bahnlinie wurde die neue Hochofenanlage projektiert; 1864 nahm der erste Hochofen in Rosenberg seinen Betrieb auf.
Mit der verbesserten Technik (Winderhitzer) kam 1865 ein zweiter Hochofen hinzu. Bis Ende 1859 war die Maxhütte mit ihren Erztransporten, ja mit sämtlichen Transporten auf die Landstrassen angewiesen. Der Eröffnung der bayerischen Ostbahnlinien verdankt die Maxhütte in dieser geschichtlichen Phase ihre rasante Entwicklung.
Zur Steigerung der Förderung der Sulzbacher Gruben wurden die Schächte auf Etzmannsberg und Siebeneichen vertieft. Wegen der noch nicht optimal fördernden Sulzbacher Gruben musste die Maxhütte mit dem kgl. Bergamt Amberg einen Erzlieferungsvertrag abschließen; außerdem erwarb das Unternehmen Erzkonzessionen bei Arzberg und im Bergamt Steben/Oberfranken.
Nach einem sich von Januar 1868 bis Mitte 1869 hinziehenden Briefwechsel mit der Maxhütte, Burglengenfeld, schlossen das Königliche Bergamt Amberg und die Maxhütte bei Burglengenfeld am 15.Juni 1869 einen Erzlieferungsvertrag. Die Maxhütte verpflichtete sich danach „vom Jahre 1870 an jährlich 80 000 Seidel Erz aus dem hiesigen Bergbau bis Schluss des Jahres 1878 abzukaufen, welches Ablieferungsgarantien vom Kg. Bergamt nur so lange gewährt wird, als die Verhältnisse des Bergbaus und die notwendige Rücksichtnahme auf die inländischen Hüttenwerke eine solche Abgabe gestatten.“ ( 1 Oberpfälzer Seidel = 105 Liter = 272 bis 350 kg Erz)

Vertrag mit Eduard Kick
Dass die Maxhütte entschlossen war, die in unmittelbarer Nähe gelegenen Erzvorkommen zu nutzen, zeigt der im Juni 1867 zwischen Eduard Kick und der Maxhütte (Fromm) geschlossene Vertrag. Danach überließ E. Kick der MH sein bei Altenricht gelegenes Eisensteingrubenfeld der Maxhütte zur Ausbeutung:
„Die Maxhütte übernimmt den Betrieb vorgenannten Eisensteinfeldes auf eigene Kosten und verwendet den geförderten Eisenstein zum Hochofenbetrieb. Dieselbe macht zu diesem Zwecke die nöthigen Vorarbeiten durch Abteufen von Schächten usw., kurz sie betreibt die Grube ganz nach ihrem Ermessen und hat auch alle daraus entstehenden Kosten zu tragen.“
Die Maxhütte konnte den Schacht nach Belieben abteufen und es war ihr erlaubt, nur so lange zu fördern, als es sich rentiert. „Für jedes Bergseidel(Amberger Maß = 120 l Erz ) abgefahrenen Eisensteins erhält Herr Kick von der Maxhütte eine Abgabe von sechs Kreuzer“, unter der Voraussetzung der zumutbaren und rentablen Förderung.
1874 erreichte Etzmannsberg die höchste Förderung, nachdem schon 1873 mit dem Abteufen des Schachtes Karoline begonnen worden war, der allerdings erst 1886 in Betrieb ging.
Ein Dokument aus dem Jahre 1874 ist mit heutigen Augen betrachtet, etwas Besonderes.
Der Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte widmete der Gemeindeausschuss Rosenberg eine „Bürgeraufnehmensurkunde“; darin verlieh er der Maxhütte das Bürgerrecht für die Landgemeinde Rosenberg. Damit konnten die bei ihr Beschäftigten rechtlich zu Bürgern erklärt werden, was mit Wohnrecht verbunden war. Die Handwerksmeister als gesetzte Bürger mussten aber dafür eine Gebühr entrichten.  

Spitzenwert bei der Erzförderung in 1874
Umgerechnet in Zentner (Centner)betrug die Gesamtförderung 1.457853 und verteilte sich auf die
Gruben wie folgt: Etzmannberg 61568 Seidel, Siebeneichen 28679, Lobenhof 44555, Crumbacher Gruben 28425 Zentner, Hersbrucker Gruben(Rös`chen) 10690 Zentner, Königstein(Amalie) 28985 Zentner. Camsdorfer Gruben 91521 Tonnen Spatheisen und 32247 Tonnen Brauneisenstein, Grube Bergmannshoffnung Ilmenau 12169 Zent. Eisenstein und 4000 Zent. Brauneisenstein; dazu lieferte Lobenstein 7200 Zentner.
Von den Sulzbacher Gruben wurde Siebeneichen am Eichelberg im Juli 1879 stillgelegt, weil die Grube ausgeerzt war; sie hatte 1874 noch einen Spitzenwert der Förderung mit 28985 Seidel erreicht.
Die Förderung auf Etzmannsberg erwies sich mit 46 Pfennig pro Hektoliter als kostengünstig im Vergleich zu den viel höheren Förderkosten der Staatsgruben in Amberg; der zu Ende gegangene Erzlieferungsvertrag wurde deshalb auch nicht erneuert.
Im Jahre 1879 erwarb E. Fromm das Entphosphorungspatent nach Thomas für das bayerische Staatsgebiet; in Rosenberg wurde ein Thomaswerk errichtet und ab 1889 dieses Verfahren voll eingesetzt. Es sei notwendig, so Fromm, „dass die Maxhütte noch weitere Erzlager im Sulzbacher und dann auch im Auerbacher Revier aufsuchen, erbohren und erschließen muss.“
Die Verwertung der im Stahlwerk anfallenden Schlacke hat die Maxhütte selbst in die Hand genommen und das Rosenberger Thomasmehl genoss bald einen guten Ruf und wurde werbend angepriesen.  
Im Geschäftsjahr 1881 wurde für die Sulzbacher Gruben mit 108 Belegschaftsmitglieder eine Förderleistung von 224.319 hl Erz notiert. Unterdessen gab es wieder Anzeichen, dass der bayerische Staat in Amberg ein Hüttenwerk errichten wolle. Eine knallharte Abwehrposition dazu findet sich im Bericht des Rosenberger Betriebsleiters: „Das ganze Bayernland ist durch eine ultramontane Clique in Aufregung versetzt, um die Regierung zu bestimmen, in Amberg ein Staatshüttenwerk zu errichten.
Man nennt die Maxhütte ein gottloses Unternehmen, durch das das ganze Land ausgebeutet wird, dazu ist sie nicht mal ein patriotisches Unternehmen, weil die meisten Dividenden ins Ausland fließen sollen.“
Und der Rosenberger Betriebsmann folgert: „Mit dem Staat ist schwer zu konkurrieren, wenn er für den eigenen Bedarf arbeitet, denn mag gewonnen oder verloren werden-, der Betrieb geht fort.“(zitiert nach H.Fromm) Für den Erztransport nahm 1883 die Drahtseilbahn von den Sulzbacher Gruben nach Rosenberg ihren Betrieb auf.
Nach den 1888 begonnen Bohrversuchen auf Grubenfeld Delphin wird bis 1890 ein Schacht errichtet; die Erzgewinnung ist zunächst schwierig, normalisiert sich aber ab 1894. Ab 1893 begann der neue Etzmannsberg- Schacht zu fördern; der bayerische Erzvorrat wurde zu diesem Zeitpunkt mit 7 Millionen Tonnen veranschlagt. 1895 wurde das Grubenfeld “Fromm“ durch einen Schacht erschlossen, der bis 1943 förderte.

Geschäftsordnung für die Gruben
Mit dem Erlass einer Geschäftsordnung für die Gruben der MH im Juni 1897, mit Nachtrag vom Oktober 1901, wurde infolge des Todes von Fritz Werlisch den handelnden Ingenieuren eine gewisse Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zuerkannt. Bemerkenswert der § 4 :
„Wegen des engen Zusammenhangs der Gruben mit den Hochöfen haben sich die betreffenden Herren stets über alle diesbezüglichen Fragen zu verständigen und muss es dem Hochofenchef namentlich hinsichtlich der Qualität der zu fördernden Erze frei stehen, sich im betreffenden Fall von dem jeweiligen Stand der Erze in den Gruben durch Befahren derselben zu überzeugen, und wird derselbe auch an den gemeinschaftlichen Berathungen teilnehmen.“
Geregelt wurde auch gleich die Zeichnungsberechtigung von Werlisch (jun.) bei Grundstückserwerb sowie das Vertretungsrecht der Maxhütte im Knappschaftsvorstand. Wenn man an die späteren Mauscheleien über die Bestimmung des Fe-Gehalts denkt, war diese Geschäftsordnung eine klare Angelegenheit.
Auch im Jahre 1895 wurde der Maxhütte auf Antrag gestattet in Rosenberg auf ihrem Grundstück für die Zwecke des Steinbruchs im Hüttenwerk einen Pulverkeller anzulegen. Für den Umgang mit Pulver erhielten vier Berechtigte Erlaubnisscheine. Dem gut erhaltenen Situationsplan vom 18.Juli 1897  haben die Anlieger eine Woche später zugestimmt und die Gemeindeverwaltung Rosenberg erklärte sich am 17.Juli 1897 mit dem Bau einverstanden.
Das Kalkwerk Annaberg nahm 1896 den Betrieb auf  und wurde mit der Hütte durch eine Seilbahn  verbunden. 1907/1908 erhielt Rosenberg von diesem Werk 19.000 to Kalk; diese Menge reichte aber für den geplanten 4-Hochofenbetrieb nicht aus. In der Nähe von Lengenfeld erwarb man deshalb Grundstücke mit Kalkvorkommen und begann 1909 mit der Herstellung von Stahlwerkskalk.

Es wurde viel gebohrt und manche Mutung mit Akribie auf ihre Abbauwürdigkeit untersucht.
So geschehen im April 1906 wie aus dem Protokoll über die Fundsbesichtigung bei der Eisenerzmutung “Ernst“ hervorgeht. Der Fundpunkt war nur 15,5 m von der südwestlichen Markscheide des Grubenfeldes „Karoline“ entfernt; das Fundbohrloch befand sich auf dem Acker des Christof Sörgel, Bierwirt in Sulzbach. Das gefundene Erz (Körner von blauschwarzem Erz mit wenig Braunerz) hatte nur geringen Fe-Gehalt, aber dafür über 35 % Mangan. Das angefertigte Protokoll vom 26.04.1906 über die Mutungsergebnisse liest sich erwartungsvoll für den Abbau von Mangan, obwohl die Maxhütte mit der Suche nach Eisenerz angetreten ist.
In 1910 wurde die Reichweite der Erzvorräte aller Erzgruben der Maxhütte bei einer Jahresförderung von 230.000 to auf 154 Jahre geschätzt und die Vorräte in Bayern mit 35 Mio to angegeben.

Rechtstreit um Großalbershof
Einen aufwendigen, mit Gutachten belegten Rechtstreit um die Eisenerzmutung Großalbershof I führte die MH vor dem Verwaltungsgerichtshof München in 1913. Gegner war die deutsch-luxemburgische  Bergwerks- und Hüttengesellschaft in Differdingen, die ihren Fundort „Wilhelm“ gefährdet sah.
Der Gerichtshof entschied zugunsten der Maxhütte auf der Basis des 1910 gestellten Mutungsantrags für eine Eisenerzgrube “Großalbershof I“. Das durch Laborgutachten der Maxhütte auf 19,73 % Eisen  als geringwertig taxierte Vorkommen, dürfte der Entscheidung dienlich gewesen sein.
Mit dem Abteufen des Klenze-Schachts 1910 verlagerte sich der Schwerpunkt der Förderung von Etzmannsberg nach Karoline; später wurden die drei Gruben Fromm, Etzmannsberg und Karoline untertage durch eine Förderstrecke verbunden und die gesamte Erzförderung am Klenze-Schacht konzentriert; dieser wurde dann 1962 stillgelegt. Als technische Innovation ist die Elektrisierung der Sulzbacher Gruben in 1911 zu vermelden und dazu die guten Bohrergebnisse im Gebiet der eingestellten Gruben Eichelberg und Lobenhof, mit optimistischen Prognose einer neuen Erzreserve von 2,5 Mio to und einem Fe-Gehalt von 52 %. Die Maxhütte übernimmt sämtliche Kuxe der Gewerkschaft Wittelsbach.  
In den vertraulichen Berichten der Unternehmensleitung der Maxhütte findet man sehr detaillierte Darstellungen über die Sulzbacher Gruben:
Im Geschäftsjahr 1919/1920 betrug die Förderung der Grube Etzmannsberg 19 061 to; die Schachtanlage Fromm konnte trotz eines Grubenbrandes eine Förderung von 39 587 to aufweisen. Karoline erreichte mit 39 402 to fast die gleiche Fördermenge; die Fördersohle unterquerte den Judenfriedhof.(sh.auch Vertrag mit der jüdischen Gemeinde)
Im als geheim bezeichneten ergänzenden Bericht über das Geschäftsjahr 1921/1922 heißt es, dass die Sulzbacher Gruben von größeren Störungen verschont blieben und die Leistungen dank der gesteigerten Arbeitswilligkeit der Belegschaft sich gebessert haben. Im Bericht des Geschäftsjahres 1918/ 19 war noch von abgefallener Leistung die Rede gewesen und das zitierte geringe Arbeitsinteresse der Belegschaft hatte sich auch auf den Fe-Gehalt des geförderten Erzes ausgewirkt.
Die Gesamtförderung der Sulzbacher Gruben betrug 131 378 to. Gefördert wurde zunächst nur auf „Karoline“ und „Etzmannsberg“, während „Fromm“ nach Wiederherstellungsarbeiten erst im Juli 1921 die Förderung aufnahm; letztere erreichte auch die größte Produktivität mit einer Schichtleistung von 1,446 to pro Kopf.
Vom 13. Oktober bis 17.November 1924 war die Belegschaft der Sulzbacher Gruben von der großen Aussperrung in Bayern betroffen.
1954 wurde mit dem Bau der Schachtanlage “St. Anna“ begonnen, die Förderung 1958 aufgenommen und wegen Erschöpfung des Erzvorrats 1974 stillgelegt. Die Abteufarbeiten des Schachtes Eichelberg zogen sich von 1965 bis 1967 hin und der planmäßige Erzabbau datiert von 1974.
Großes Fördervolumen an Erz
Die Erzförderung der Maxhüttengruben wurde im Geschäftsjahr 1950/51 mit 424.200 to registriert und stieg im Folgejahr auf 485.800 to. Die Erzförderung aus den Sulzbacher Erzrevieren seit 1858 bis 1974 betrug 21 Mio to. Ein Spitzenwert wurde im Geschäftsjahr 1958/59 mit mehr als 603 759 to und über 1.100 Beschäftigten erreicht. Im Geschäftsjahr 1963/1964 notierte Auerbach eine Förderung von 438 000 to und überrundete damit Sulzbach, das noch 429 000 to Erz förderte. Fortan, bis zu Beendigung der Förderung im Sulzbacher Revier, war Auerbach der Menge nach die erste Adresse.
Welch große Bedeutung die Maxhütte der Prospektion der Eisenerzförderung zumaß, zeigt der ausgewiesene Grubenfeldbesitz.
Noch in der Ära Röchling im Berichtsjahr 1927/28 betrug der Gesamtbesitz 53079 Hektar, davon in Bayern 24466 ha, in Thüringen 26736 ha und 1807 ha in Preußen bzw. Sachsen. Die MH besaß am 01.04.1927 insgesamt rd. 921.000 Hektar Grundstücke, davon rd. 309.000 ha Betriebsgrundstücke.
Ein Blick auf die Tagesverdienste im Bergbau um diese Zeit zeigt, dass die Bergleute der Thüringer Erzgruben mit 7,56 Mark gegenüber denen in den bayerischen Erzgruben mit 6,72 Mark einen Lohnvorsprung hatten.                      
Kennzahlen Sulzbacher Gruben (Aufschreibung MH-Technik, Stand Mai 1946)
Geschäftsjahr           Förderung (Braunerz)           Beschäftigte    durchschn.Stundenlohn
1904/05                                                                         213
1908/09                                                                        236
1913/14                                                                         356
1917/18                                                                         332
1920/21                                                                        358
1926/27                               204.811 to                           382                                      
1927/28                               294.689 to                           504                    
1929/30                               279.656 to (Fe:47,55 %)       458
1930                                    136.110 to                          441
1931/32                               205.401 to                          386                       0,689 Mark
1932/33                               190.539 to                          342                       0,619
1936/37                               344.451 to                          574                       0,734
1939/40                               379.415 to                          604                       0,808
1940/41                               392.292 to                          619                       0,825
1944/45                               113.868 to                          486                       0,815
1950/51                               267.433 to                          619  
1953/54                               348.076 to                         699
1958/59                               603.759 to                       1073 (Höchststand)  
1963/64                               429.759 to
1969                                    400.985 to
1974                                    177.352 to
1978                                    geschlossen
(durchschnittliche Analyse des Fe-Gehaltes im Feuchten; 1939/40 wurde der Fe-Gehalt für Karolinenerz und Frommerz mit 45,85 % notiert); Karolinenerz erreichte einen Spitzenwert
von 47 % Fe. Die Leistung je Gedingeschicht schwankte von 3.74 bis 4.32 to; die Selbstkosten je Tonne betrugen im Jahresdurchschnitt 3.44 Mark.
Beim Verbrauch sind zwei Spitzenwerte erwähnenswert: 1936/37 wurden 8.926.220 Kubikmeter Grubenholz verarbeitet und 1937/38 verbrauchte die Grube Sulzbach 34.430 kg Sprengstoff; 1944/45 waren es nur noch 6.093 kg Sprengstoff, was ursächlich mit der geringen Förderung zusammenhängt, aber auch mit der kriegsbedingten Einsparung von Sprengstoff.      
Scheinbare Sorge des NS- Regimes um die Bergleute
Wie das NS-Regime einen in der Grube „Fromm“ verunglückten Bergmann für propagandistische Zwecke nutzte, ist im Amberger Tagblatt- Sulzbach-Rosenberger Beobachter, v. 08.10.1934 zu lesen: Unser „DAF-Mitglied, Bergarbeiter Kugler verschüttet“. Es werden massive Vorwürfe gegen den Betriebsführer erhoben, der es versäumt habe, sofort in die Grube einzufahren und „nicht eher den Platz zu verlassen bis sein Belegschaftsmitglied lebend oder tot geborgen ist.“
Dann wird mit Blick auf die Unfallursache gefolgert, dass die Arbeiter vielfach durch die niedrigen Akkordsätze und dauernden Kürzungen der Gedinge die Sicherungsmaßnahmen nicht so einhalten wie es nach dem Berggesetz vorgeschrieben ist. Der NS-Staat wird hier gezwungen sein in den nächsten Jahren energisch durchzugreifen. Leben deutscher Arbeiter  kann man im heutigen Staate der kapitalistischen Ausbeutung zuliebe nicht aufs Spiel setzen.
Die auf Erhaltung ihrer Erzbasis bedachte Maxhütte mischte sich 1936 sogar in die Planung der Reichsautobahn Chemnitz-Plauen-Naila ein, indem sie eine veränderte Linienführung verlangte, um das Grubenfeld „Nikolaus“ nicht zu gefährden.

Bewertung der Ergiebigkeit von Gruben nach 1945
Die mit der Überprüfung des Erzbergbaus vom Treuhänder und amerikanischer Seite beauftragte Kommission löste mit dem vorgelegten Ergebnis kontrovers geführte Diskussionen aus.
In der Mangel- und Zuteilungswirtschaft des Jahres 1947, dazu mit Vorgaben der US-Militärregierung, konnte eine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung zu keinen brauchbaren Ergebnissen führen. Die Freigabe von Geldmitteln unter Einschaltung des von den Besatzungsoffizieren abhängigen Oberbergamtes verlief abenteuerlich. Dies geht aus den Berichten des Flüchtlingskommissars und des Bürgermeister von Haidhof hervor. In die Bewertung der sogen. „Weißkopf-Kommission“ waren einbezogen die Erzgruben in Sulzbach und Auerbach sowie die Kohlengruben “Austria“ bei Haidhof und “Mathiaszeche“ bei Schwandorf. Bereits im September 1945 wurde das der Maxhütte gehörende Grubenfeld “Austria“ bei Haidhof und im Oktober 1945 das Grubenfeld “Mathiaszeche“ bei Schwandorf in Aufschluß genommen, um den für Bayern dringend notwendigen Rohstoff Kohle aus den beiden Feldern zu gewinnen; von OMGUS wurde wie für andere
Gruben auch für bayerische Kohlegruben ein monatliches Fördersoll festgelegt.  
Der für den Bergbau als verantwortlich eingesetzte  Ing.Schmelzer wirft den Gutachtern mit einer gewissen Glaubwürdigkeit bergbautechnisches Versagen vor, weil zukunftgerichtete Investitionen unterlassen würden und dafür immer die Genehmigungspflicht der finanziellen Mittel als Grund vorgeschoben wurde. Das im Bericht der Kommission angeführte Argument, die Selbstkosten der Förderung der Erzgrube Sulzbach seien durch eine nicht genehmigte Lohnerhöhung gestiegen, widerlegt Schmelzer mit einer Schilderung der Lebens- und Arbeitssituation der ersten Nachkriegsjahre. Einige wichtige Punkte aus dieser Darstellung sollen im folgendem original wiedergegeben werden:  
„Beim Einmarsch der Amerikaner ersoffen die Sulzbacher Gruben. Nachdem wieder Strom
vorhanden war, wurde das Wasser ausgepumpt und bis Ostern 1946 die Sulzbacher Grube
soweit vorgerichtet, überholt und unterhalten, um auf Anordnung der Hütte ab Ostern 1946
Erz fördern zu können. Infolge schlechter Ernährungslage und des erhöhten Lebensindexes wurde das Gedingesystem der Bergarbeiter in Sulzbach vom unterzeichneten Bergbauleiter im Einvernehmen mit dem laut Kontrollratsbeschluß anerkannten Betriebsrat neu festgelegt, nachdem sich dieses bis heute bewährte Gedingesystem etwa 3 Monate eingespielt hatte, wurde die provisorische Lohnregulierung zwischen Betriebsrat und Betriebsleitung durchgeführt. Bei Wiederingangsetzung der Förderung war der Tariflohn pro Schicht des Hauers 5,20 RM (Reichsmark).Eine Gewerkschaft war noch nicht vorhanden, es fehlte daher der kompetente Vertragspartner.

Die Geschichte der Tarifentwicklung sah etwa so aus:
1924 waren die Hauerschichtlöhne mit 5,20 RM tariflich festgelegt. Im Oktober 1924 betrug der Hauerschichtlohn nur noch 4,80 RM, dann wurden die Tariflöhne auf 6,30 RM in 1927
festgelegt. Mit 6,70 RM war der Schichtlohn für den Hauer vor der Brünnigschen Notverordnung ausgewiesen.Die Notverordnung brachte einen 20 % igen Gehälter- und Lohnabbau, sodaß der Hauerschichtlohn bis 1932 5,40 RM betrug. Im September 1932 musste der Betrieb gesperrt werden, da die Löhne und alle Unkosten nicht mehr tragbar waren.
1933 wurde der Betrieb wieder aufgemacht, mit einem selbst vereinbarten Werkstarif (gelber Tarif)
bei 4,80 RM Hauerschichtlohn. Ab 1938 wurde die Arbeitszeit um  ¾ Stunden auf 8 ¾ Std.
erhöht und somit auch der Schichtlohn auf 5,20 RM. Hierzu sollte eine Leistungsprämie mit 30 % kommen; sie wurde jedoch nicht ausgezahlt, dafür aber der Lohn des Bergarbeiters pro Schicht um 0,27 RM erhöht. Da nun 1946 die alten Tarife zusammengebrochen waren, konnte die Förderung nur durch eine Lohnregulierung in Gang gesetzt werden. … Nach der Lohnregulierung ist tatsächlich auch die Leistung entsprechend angestiegen und erreichte ca. 90 % der Friedensleistung.Der tiefere Sinn überhaupt war, dem ungelernten, unter dem Existenzminimum verdienenden Erzbergarbeiter ein knapp über dem Lebensminimum liegendes Einkommen zu garantieren, da er Schwer- und Schwerstarbeiter zumindest so viel erhalten muss, um den Lebensunterhalt mit seiner Familie bestreiten zu können. Erst in der 101. Zuteilungsperiode wurde der Erzbergbau der US-Zone kalorienmäßig dem übrigen Bergbau (Kohle) angeglichen…..Wenn angenommen bei gleichem jetzigen Belegschaftsstand  statt 12.000 t  16.000 t monatlich von den Sulzbacher Gruben gefördert würden, wäre unter Berücksichtigung der schon bestehenden Verteuerung der Materialien der Selbstkostenpreis des Erzes nicht mehr 9,60 RM, sondern etwa 7,50 RM, also ein Verminderung       um 22 %.“
Mit all diesen Feststellungen wollte Schmelzer auf den ursächlichen Zusammenhang von
Lohn- und Arbeitsbedingungen und Leistungssteigerung hinweisen. Mit einigen anderen Wertungen äußert Schmelzer auch seinen Ummut über die im Bergbau der MH zu diesem Zeitpunkt handelnden Personen. Manche geschilderten Vorgänge lassen den Schluß zu, dass zwischen dem MH-Treuhänder, Enzmann und dem Oberbergamt, Oberbergamtsdirektor Nagelmann eine rücksichtsvolle Klüngel-Wirtschaft bestand, dazu passte auch Bergbaudirektor Dr.Gillitzer (ehemals Wehrwirtschaftführer).
In der Sitzung des Beirates der MH am 24.Februar 1950 widmete sich dieser ausführlich dem Bergbau in der Region Sulzbach und Auerbach. Bergwerksdirektor Dr.Gillitzer bezeichnete die Eisenerzgrube Sulzbach als die Hauptgrube, die z. Zt. das Erz an die Hütte Rosenberg liefert. Die Grube erfasse drei Erzvorkommen: Grube Karoline, den Erzstock von Etzmannsberg und die Grube Fromm; letztere habe auch das beste Erz.
Nach den Untersuchungen wurden im Anschluss an die Grube „Fromm“ Erzvorkommen unter der Ortschaft Großenfalz festgestellt und es könne auch an eine Verlegung des Ortes Großenfalz gedacht werden, bei einem geschätzten Aufwand von DM 1,0 Mio. Die Erzvorkommen “St. Anna“,“St. Georg“ und“ Eichelberg“ seien gute Eisenerze, jedoch mit erhöhtem Kieselsäuregehalt, weshalb für die Verhüttung eine entsprechende Aufbereitung notwendig sei. Bergwerksdirektor Winkler berichtete sodann über die Bohrungen im Bernreuther/ Auerbacher Revier. Das derzeitige Verhältnis bei der Förderung in Auerbach sei ein Drittel Braunerz und zwei Drittel Weißerz.
Mit Blick auf die Schachtanlage Annaberg meinte Winkler, dass die Erzvorräte im Grubenfeld der Sulzbacher Grube größer sind als bisher angenommen. Karoline könne noch einige Jahre fördern, weshalb die Erstellung des Annabergschachtes nicht mehr so vordringlich sei. Überdies könnte zwischen den beiden Erzlagern eine Verbindung hergestellt werden. Bis 1960 solle der Annaschacht als selbständige Anlage mit Seilbahnanschluss fertig sein. Winkler legte dann Zahlen über die seit 1945 erbohrten und geförderten Erze vor:
Erbohrte Erze Auerbach /Bernreuth: 2.270.000  to
Erbohrte Erze Sulzbach: 4.735.000 to, Auerbach und Sulzbach haben nach 1945 bis Ende 1950 gefördert 1.221.018  to.
Entgegen Winkler`s Pessimismus wurde die Fertigstellung des Grubenbetriebs am St. Anna-Schacht schneller realisiert und die untertage- und übertage- Anlagen mit einer leistungsfähigen  Technik ausgestattet. Diese Schachtanlage übernahm nun eine Art Sammelfunktion. Sie sollte fortan die Erze des St. Anna -Erzkörpers, des Feldes St. Georg, Großenfalz und auch der Eichelberger Lagerstätte fördern.
Für den Abbau des Erzkörpers Großenfalz wurde untertage eine Förderstrecke aufgefahren und damit der Transport des Erzes von den kleineren Schachtförderanlagen per Luftseilbahn zur Hütte Rosenberg vermieden. (sh. auch MH-Mitteilungen Nr.2/ 1962) Ein langer Streckenvortrieb war notwendig, um Großenfalz mit St.Anna zu verbinden. Der Durchschlag fand am 19.Mai 1962 statt.
Mit den Erzvorkommen weltweit und der Rohstoffpolitik auch unter Einbeziehung der Devisenbewirtschaftung und den  Vorgaben der Besatzungsmächte befasste sich Professor Wagner. 1949 seien in Westdeutschland 9 Mio to Erz mit einem durchschnittlichen Eisengehalt von 26 % gefördert worden. Bei der Neuordnung im Bergbau stünden nach überwiegender Meinung eine vertikale Gliederung in der Form einer Verbindung von Kohle, Erz und Hütte zur Debatte.
Wagner meinte abschließend, es gäbe keine bessere Kapitalanlage als die, die Erzbasis pfleglich zu behandeln und dazu gehöre die Errichtung einer neuen Schachtanlage.
Im April 1974 gab die Unternehmensleitung der Maxhütte ihre Absicht bekannt, die Übertageanlage des Anna-Schachtes den Kommunen zur Einrichtung einer Altentagesstätte zu überlassen. Gleichzeitig sollte die Errichtung eines überbetrieblichen Ausbildungszentrums geprüft werden.    
Am 31.07.1974 versammelten sich die Bergleute der Sulzbacher Grube in der Schachthalle des St. Anna -Schachtes. Es ist die letzte Schicht; die Erzvorräte dieses einst so leistungsfähigen Bergwerks am Sulzbacher Hausberg sind erschöpft. Zum Zeichen der Erinnerung wird ein Förderwagen „ Der Letzte von St. Anna“ nach Schließung der Grube in der ehemaligen Schachthalle platziert und blieb bis zur Aufgabe des Berufsbildungszentrums dort als Blickfang für Besucher. Von all dem ist durch die Baulanderschließung des Anna-Schacht-Areals nichts mehr übrig geblieben, nur der Förderturm erinnert noch an den Bergbau.  
Der Erinnerung an den Bergbau dient auch der auf dem Gelände der ehemaligen Villa Flick gelegene Schaustollen“Max“, hervorgegangen aus dem 1940/41 eingerichteten Luftschutzstollen, der auf Anweisung Flick`s 1959 zu einem orginalen Bergbaustollen umgewandelt wurde. Um seine Erhaltung, Demonstrationsmittel sowie Besucherführungen kümmern sich engagierte Mitglieder des Bergknappenvereins Sulzbach-Rosenberg.
© Manfred Leiss
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