Klöckners Vision - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Klenzeschacht
Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Klöckners Vision von der Erzbasis

Unter  Vorsitz des Klöcknerbosses Dr. Gienow beschäftigte sich der  Aufsichtsrat der Maxhütte im März 1977 mit „Sicherung der Erzbasis und  Verkleinerung der Rohstahllücke“, mit fundamentalen Feststellungen, die  einige Jahre später Makulatur waren. Die eigene Erzbasis -so hieß es-,  hat seinerzeit den Standort und die Verfahrenstechnik der MH bestimmt.  Heute gewinnen die Vorkommen im Baufeld Leonie angesichts zunehmender  Kartellierung des internationalen Erzmarktes eine neue und wachsende  Bedeutung. Die Qualität und erwarteten Fördermengen und  Verhüttungskosten sichern der MH über mehr als 20 Jahre bei bisherigem  Anteil eigener Erze am Möller ab.

Mit  einer vergleichenden Erzbewertung, unter Bezug auf Kiruna- und  Brasilerze, Juli 1977 legte die Betriebswirtschaft der Maxhütte ein  Bekenntnis zur Grube Leonie ab. Einige Euphoriker nannten sie eine  „Goldgrube“ Es wurde für die Leonie-Förderung ein Fe-Gehalt von 41,3 %  unterstellt, während für Kirunaerz 60,0 % und  für Brasilerz 64,0  % gerechnet wurden. Unter Berücksichtigung der Phosphatgutschrift ergab  sich für Leonie ein Kostenvorteil von DM 58,48 gegenüber dem  schwedischen und brasilianischen Erz.

Im  Einvernehmen mit dem Bergamt entschied man sich besonders wertvolles  Erz um das Wetterbohrloch Bernreuth abzubauen, um den Durchschnittswert  der Förderung –unter Einbeziehung der bis März 1978 in Betrieb  bleibenden Grube Maffei-, auf 41,5 % Fe-Gehalt zu erhöhen.
 
Die einen nannten dies  selektiven Abbau, Kritiker sprachen auch von „Raubbau“. Um im  Durchschnitt einen höheren Fe-Gehalt des geförderten Erz zu erzielen,  wurde in Auerbach mit Millionenaufwand ein Mischbett angelegt.  Eigentlich reine Augenauswischerei, denn das abbaubare Erz wurde dadurch  nicht hochprozentiger.
 
Der  Aufsichtsrat folgte in der gleichen Sitzung dem Vorschlag des  Arbeitsdirektors am Anna-Schacht ein Berufsbildungszentrum einzurichten,  unter dem Vorbehalt, dass eine öffentliche Förderung von 50 %erreicht wird.

Am  03.07.1973 wurde die Schachtanlage Eichelberg wieder in Betrieb  genommen, nachdem diese ein Jahr stillgelegt (gestundet) war. Seitens  der Technik wurde berichtet, dass entsprechend der Bergbauplanung aus  dem Jahre 1976 die Grube Eichelberg  dreischichtig und die Grube Maffei in Auerbach einschichtig zu  betreiben sei. Die geologischen Schwierigkeiten, die Verschlechterung  der Erzqualität und die Kostenrelation zum importierten Erz, begründeten  die vorzeitige Schließung der Grube Eichelberg zum 31.03.1977 und  bedeuteten das Ende des Bergbaus in Sulzbach.

Dagegen wurde die Förderung der Grube Maffei  ab 01.04.1977 durch Übernahme von 24 Bergleuten von Eichelberg auf  18.000 moto gesteigert. Und in der Dezember-Sitzung des Aufsichtsrates  wurde von der Technik empfohlen, wegen der hohen Leistungszahlen in der  Grube Maffei, die weitere Förderung bis Mitte 1978 zu betreiben. Die  letzte Schicht auf Maffei wurde in der Nacht zum 29.Juli 1978 gefahren  und damit endete nach 70 Jahren die Erzförderung an diesem  Betriebspunkt.
 
Eine  stimmungsvolle Stillegungsfeier beendete die drei Generationen  anhaltende Laufzeit der Maffei-Schächte, so titelte die Werkszeitschrift  MH Heute Nr.3/1978.
 
Dramatische Stunden hatten die Bergleute der Auerbacher Gruben  in 1945,1968 und 1969 erlebt. Als infolge der Kriegsereignisse die  elektrische Hauptleitung ausgefallen war, rettete 1945 nur ein  Dieselaggregat die Grube vor dem Absaufen.
 
1968 wurden bei einem Schlamm- und Schwimmsandeinbruch vier Bergleute eingeschlossen; fast 90 m gefüllte Strecke musste zur Rettung der Eingeschlossenen geräumt werden.
 
Das  war die schönste Stunde in der Betriebszeit der Grube, bekannte der  Grubenchef. Und 1969 gab es den größten Wassereinbruch, der mit  technisch überlegten Maßnahmen bewältigt werden konnte und damit  verhindert wurde, dass die Pumpenkammer ersoff.
 
In  der Schachtanlage Leonie hat der eigentliche Erzabbau im  Betriebszentrum I Ende Oktober begonnen und man erwartete im Januar 1978  eine Fördermenge von 20.000 moto. Zwar musste viel gebohrt und  gesprengt werden, der durchschnittliche Fe-Gehalt lag über 42 % und der  Phosphorgehalt bei 5 %.
 
Im  März 1978 konnte die Technik bei der Aufsichtsratssitzung vermelden,  dass die Erzförderung der Schachtanlage Leonie im Abbauzentrum I 25.000  to erreicht habe, der Fe-Gehalt jedoch unter dem marktscheiderisch  festgestellten Wert des gesamten Grubenfeldes liege, man aber mit einer  gleichmäßigeren Erzqualität rechne, wenn der 2. und 3. Betriebspunkt in  Betrieb genommen werde.
 
Im  Juni 1985 beschloss der MH-Vorstand auf Antrag der Technik aus dem  Betriebsgelände der ehemaligen Grube Maffei ein Teilstück von 3.300 qm  an den zu gründenden Förderverein zu einem Anerkennungspreis von DM  1,-/qm zu veräußern sowie die restlichen Gebäude niederzureißen und das  Gelände mit einem Aufwand von DM 35.00,-zu rekultivieren.

Um das Montandenkmal Schachtanlage Maffei  vor dem Verfall zu retten, übernahm der Landkreis Sulzbach-Rosenberg  das Gelände für eine Mark. Zunächst setzte man entsprechende Hoffnungen  auf den bestehenden Museumsverein Auerbach- Pegnitz, der bekundete, die  Maffeianlage in ein Freilandmuseum einzubeziehen. Im Juni 1988 wurden  dem Verein drei ehemalige Bergleute als ABM-Kräfte zugeteilt, die  Säuberungsarbeiten ausgeführt haben. Auch wurde erwogen, das zukünftige  Museum als Außenstelle des Bergbau- und Industriemuseum Theuern  auszuweisen.
© Manfred Leiss
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