Stahl ohne Kohle und Koks - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Klenzeschacht
Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Stahl ohne Kohle und Koks

Wenn Kohle bzw. Koks für die Erschmelzung von Roheisen nicht mehr verfügbar ist, steht die herkömmliche Hochofenmetallurgie zur Disposition. Hier ist das vom Salzgitterkonzern und der Frauenhofer-Gesellschaft verfolgte Projekt „SALCOS“ zu nennen, mit dem Kohle durch Wasserstoff ersetzt wird. Auch die österreichische Voestalpine hat eine Pilotanlage installiert, um Wasserstoff mithilfe von Ökostrom zu elektrolysieren. Thyssenkrupp will bis 2050 klimaneutral produzieren. Die fördert das Gemeinschaftsprojekt mit Unternehmen wie Siemens. Der Kohleverzicht wäre das Ende des Hochofens, denn das Eisenerz würde in festem Zustand in Direktreduktionsanlagen von heißem Wasserstoff durchströmt. Das Produkt, sogen. Eisenschwamm müsste anschließend in Elektrolichtbogenöfen geschmolzen und veredelt werden. Der beträchtliche Strombedarf für Wasserstofferzeugung und Lichtbogenöfen müsste aus regenerativen Quellen kommen. Dies wäre im Sinne der Reduzierung des Kohledioxidausstoßes, mit welcher Kostenstruktur und in welchem Zeitverlauf ist noch nicht absehbar.
Das Braunkohlekraftwerk Weisweiler, dessen Blick mir bei meiner Fahrt nach Eschweiler nie entgangen ist, wird nach dem Kohleausstieg 2030 vom Netz gehen. Bisher versorgte es viele Haushalte in und um Aachen mit Fernwärme.
Deshalb tüfteln die Spezialisten für Geothermie jetzt daran, welche Ersatzlösungen gefunden werden können. Aussichtsreich scheint, dass aus tief liegenden Kalksteinen heißes Thermalwasser herausgepumpt und ins Wärmenetz eingespeist werden kann. Dies wäre klimaneutral, wenn auch wegen der Tiefenbohrungen sehr aufwendig und dazu mit Risiken verbunden. Es muß vermieden werden, dass Thermowasser durch Schmutzeinflüsse verunreinigt wird und erst recht, dass die Trinkwasserversorgung gefährdet wird. Die Forscher und Wissenschaftler sehen in der Erdwärme ein untertägiges Reservoir, in das viele alte Zechen einbezogen werden könnten. Wie Bohrungen in anderen Regionen ergeben haben muß bei den anstehenden Bohrungen auch vorsichtig umgegangen werden, damit durch auftretende Erschütterungen Baustrukturen nicht beschädigt werden.       
Nach so viel über Kohleausstieg, darf Nostalgie nicht fehlen. Ja es gibt ihn noch den Kohlehändler, wie aus Berlin berichtet wird, der die Kohleheizer in kleinen Mengen mit anstrengender Sackträgerarbeit versorgt, überwiegend Braunkohle. Wann die Kohlekommission die antike Heizungsmethode verbietet, sei dahingestellt.
Mich hat die Schilderung an meine Jugend in Neckarsulm erinnert, als der Kohlehändler-eher sein Hilfswilliger- mit einem von alten Rössern gezogenen Pritschenwagen durch die Stadt fuhr, mit lautem Ruf „Kohle!“ Geladen hatte er Eierkohle (Presskohle), Briketts und undefinierbare Restkohle. Wir Kinder wussten, nahm er die Kurve zu forsch, fiel Kohle vom Wagen und wir sammelten sie. Da gab es zu hause eine Belohnung. Denn Kohle war für die Familie ein nicht bezahlbares Heizmittel in der Holzära.
Bleibt noch abwegig zu fragen, warum das Wort Kohle zum Synonym für Geld wurde, vielleicht wurde sie im Anfang so wertvoll wie Geld empfunden?  
abgeschlossen: Dezember 2022 /Le

© Manfred Leiss
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