Die verborgene Kapelle im Kurfürstlichen Schloss

Im Rahmen unserer Reihe „Kirchen und Kapellen“ stellen wir nicht nur die großen und bekannten Gotteshäuser der Region vor, sondern richten den Blick auch auf stille, oft übersehene Orte der Andacht. Einer dieser besonderen Orte befindet sich mitten im Zentrum von Amberg – versteckt hinter den historischen Mauern des Kurfürstlichen Schlosses, das heute als Landratsamt dient: die kleine, aber kunstvoll gestaltete Hauskapelle des Schlosses.
Ein Schloss mit wechselvoller Geschichte
Das Kurfürstliche Schloss in Amberg zählt zu den eindrucksvollsten Wahrzeichen der Stadt. Es wurde im 15. Jahrhundert unter Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz (regierte 1451–1476) errichtet und diente in der Folgezeit als Residenz der pfälzischen Kurfürsten in der Oberpfalz. Der Südflügel, in dem sich heute die Kapelle befindet, war einst Teil eines komplexen Verteidigungssystems. Der ursprüngliche Standort der Kapelle war vermutlich ein Turm der alten Stadtmauer. Dieser wurde später in das äußere Schlosstor integriert und entwickelte sich schließlich zum Erkerbau, der in die Schlossanlage aufgenommen wurde.
Ein schweres Unglück traf das Schloss im Jahr 1644: Ein verheerender Brand legte große Teile der Anlage in Schutt und Asche. Nur das Erdgeschoss mit seinen Gewölben, die Außenmauern und der charakteristische Erker blieben erhalten. Für lange Zeit lag das zerstörte Schloss im Dornröschenschlaf – bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die Entstehung der Kapelle
1766 gab Franz Ludwig Graf von Holnstein, der damalige Statthalter der Oberpfalz, den Auftrag zum Einbau einer Kapelle an das von ihm genutzte Tafelzimmer. Franz Ludwig war eine bemerkenswerte Figur seiner Zeit: Geboren 1723 als unehelicher Sohn von Kurfürst Karl Albrecht – dem späteren Kaiser Karl VII. – und dessen Mätresse Charlotte Freiin von Ingelheim, gelang ihm dennoch eine eindrucksvolle Karriere im Staatsdienst. Mit dem Bau der Kapelle schuf er einen Ort der Stille und des Rückzugs – ganz im Geist des aufgeklärten Rokoko.
Ein Kleinod des Rokoko
Die kleine Hauskapelle misst lediglich etwa 3 x 3 Meter, beeindruckt jedoch durch ihre kunstvolle Ausstattung und symbolische Tiefe. Der Altar ist der Jungfrau Maria geweiht und zeigt in feinem Rokokostil die Szene der Verkündigung – ein zentrales Motiv der christlichen Ikonographie.
An den Wänden finden sich mehrere Gemälde mit Szenen aus dem Leben Christi: Die Geburt im Stall von Bethlehem, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Flucht nach Ägypten und die Taufe im Jordan sind nur einige der liebevoll gestalteten Darstellungen. Ursprünglich waren die Bildrahmen und Ornamente vergoldet und verliehen dem Raum eine festliche, lichtdurchflutete Atmosphäre.
Über dem Eingang zur Kapelle ist die alttestamentliche Szene der Begegnung von Isaak mit Rebecca dargestellt – ein eher seltenes Motiv in sakralen Räumen, das die Verbindung von göttlicher Führung und menschlichem Vertrauen symbolisiert. Den krönenden Abschluss bildet das Deckengemälde: Ein Engel mit Kreuz, von weiteren Engeln umgeben, thront über dem Raum und lenkt den Blick himmelwärts.
Heute ein stiller Ort hinter verschlossener Tür
So prachtvoll die Kapelle ausgestattet ist, so verborgen liegt sie im heutigen Alltag. Sie ist nicht öffentlich zugänglich und kann auch nicht im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Der Zugang erfolgt ausschließlich über das Dienstzimmer des amtierenden Landrats – und selbst dort ist die Tür zur Kapelle kaum als solche zu erkennen.
Vielleicht ist es gerade dieses Verborgene, das die Faszination dieses Raumes noch verstärkt. Inmitten des geschäftigen Verwaltungsbetriebs hat sich hier ein Ort erhalten, der Geschichte, Glaube und Kunst auf stille, aber eindrucksvolle Weise miteinander vereint.
Die Kapelle im Kurfürstlichen Schloss vereint Geschichte, Kunst und Architektur auf faszinierende Weise und bleibt ein verborgenes Juwel innerhalb der Mauern des Landratsamtes.